Vor drei Wochen fand zum fünften Mal die Buch Berlin statt – ein kleines Jubiläum – und ich schaffte es jedes Mal, als Besucher dabei zu sein. Angefangen hat alles in Karlshorst im Audimax an der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Ich weiß nicht mehr, wie ich davon erfahren hatte, aber ich war in der Nähe bei Freunden und wollte im Anschluss der neuen Buchmesse eine Chance geben.
Deutschlands drittgrößte Buchmesse
Viele kleine Verlage und einige Selfpublisher hatten sich in dem Saal versammelt, um ihre Bücher auszustellen und anzubieten. Der Eintrittspreis entsprach eher einer kleinen Spende. Es war alles etwas provisorisch, Lesungen fanden im gleichen Saal auf der Bühne und hinter Bühne statt, nur abgetrennt durch einen Vorhang oder eine Stellwand, was das aufmerksame Zuhören schwierig gestaltete. Dennoch bereitete mir das Schlendern durch die Gänge und das freudige Stimmengewirr viel Spaß. Auf der Buch Berlin kam und kommt man schnell ins Gespräch, kann die Geschichten hinter den Büchern direkt von den Autoren erfahren und man wird wohl oder übel etwas von seinem Geld da lassen, um es gegen mehrere hundert Gramm Buchware einzutauschen.
Die Buch Berlin findet einmal jährlich im Spätherbst statt und hat noch keinen festen Veranstaltungsort gefunden. Nach der Premiere in Karlshorst fand sie einmal im Logenhaus in Wilmersdorf, zweimal im Estrel in Neukölln und jetzt aktuell im MOA in Moabit statt.
Die diesjährige Buchmesse hatte für mich den entscheidenden Vorteil, dass ich sie von Steglitz aus mit der U9 direkt in 15 Minuten erreichen konnte. (Da kann kein Leipzig mithalten und Frankfurt am Main schon gar nicht.)
Am Sonntag besuchte ich die Messe, stieg an der Birkenstraße aus und ging zum Hotel. An einer mehrstöckigen Hauswand beeindruckte mich während des Wartens an der Fußgängerampel ein riesiges Wandgemälde, ein sogenanntes Mural, so dass ich glatt vergessen habe, vom Veranstaltungsgebäude ein Foto zu schießen.
Leider gab es keine Beschilderung, die mir den richtigen Weg wies. Ich versuchte es erst am Seiteneingang, da dort ein Aufsteller positioniert war. Dieser wies aber nur daraufhin, dass Veranstaltungsbesucher nicht diesen Eingang wählen sollten. Also doch mitten durch das Kaufhaus, eine Rolltreppe hinauf fahren und schon war der Empfang sichtbar. Da ich mich zuvor als Blogger registriert hatte, erhielt ich kostenlos ein Armbändchen und den Messekatalog und war nach einer Minute drin. Und da in Kürze eine Lesung beginnen sollte, verschwand ich sofort im Leseraum B.
Willkommen im Grimmatorium
Ralph Mönius stellte seinen Debütroman „Grimmatorium – Eine deutsche Chronik“ vor. Im Grimmatorium geht es um Wörter. Wörter werden dort nicht verbrannt, wie der Name im ersten Moment vermuten lassen könnte, sondern sie finden dort Asyl bei Jacob und Wilhelm. Und dass das Zusammenleben der ganzen Wörter unter einem Dach nicht einfach ist, kann man sich denken. So erzählt der Chronist Mönius zum Beispiel von »Frosch« und »Frucht«, die sich ein Zimmer teilen müssen und eine merkwürdig liebenswürdige Beziehung miteinander haben. Wenn Mönius mit verstellter Stimme die verschiedenen Charaktere immitiert und ihre Geschichten erzählt, so wird es herrlich amüsant, dass vor Lachen kein Auge trocken bleibt und die Bäuche beben. Ein fabelhafter Einstieg für meinen Messebesuch.
Danach sah ich mir den Ausstellungsraum an. Da die Austeller nach Themen gruppiert werden, ist es leichter, einen bestimmten Bereich anzusteuern. So habe ich den Bereich Fantasy fast komplett ausgelassen (es sei aber angemerkt, dass dieser einen großen Teil einnimmt und für Fans mit Sicherheit eine Fundgrube ist) und mich eher auf Lyrik, Erlebnisberichte, Romane und Sachliteratur konzentriert.
So kam ich selbstverständlich bei Sternenblick vorbei, wo Stephanie Mattner eine feine Auswahl von Lyrik verbunden mit einem guten Zweck herausgibt. Bei einem kleinen Gespräch mit ihr stellte sich heraus, dass sie gerade dabei ist, Sternenblick mit weiteren Mitstreitern als Verein zur Förderung zeitgenössischer Poesie zu gründen. Und jeder kann mitmachen!
Zufällig lagen alle drei Bücher von Sternenblick, in denen ich mit einem Gedicht vertreten bin, auf dem Tisch, so dass wir spontan ein gemeinsames Foto machten. 🙂 Fotografiert hat uns Rebecca Timm (vielen Dank!), die direkt daneben ihr Buch mit einer Liebesgeschichte aus Stockholm ausstellte. Das blaue Cover mit dem Fahrrad hatte mir sehr gut gefallen, und ich hatte auf eine Fahrradgeschichte mit allen Strapazen bei der Durchquerung Schwedens gehofft. Aber vielleicht schreibt sie das Buch ja noch? 😉
Ich besuchte einen weiteren Vortrag von den SchreibDilettanten über »Wie sie ihren ersten Roman schreiben«. Eine Frage, die auf der Messe viele angehende und potenzielle Autorinnen und Autoren interessierte. Um ehrlich zu sein, waren es eher die Autorinnen, die daran interessiert waren, was aber auch an der sympathischen Attraktivität der beiden vortragenden Thriller- und Krimi-Autoren Marcus Johanus und Axel Hollmann gelegen haben mag.
Beim weiteren Durchstöbern sammelte ich Flyer und Infomaterial ein und fand ein kleines Weihnachtsgeschenk für Kinder. Ein Büchlein, oder ich sollte besser sagen ein in doppelter Erwachsenenarmlänge auffaltbarer Leporello, über einen kleinen Igel, der keine Schnecke sein wollte. Er wollte sich bei Gefahr nicht verkriechen und zusammenrollen, wie ihm und seinen Geschwistern vom Vater gelehrt worden war – er wollte die Welt erkunden.
Leider gehen die Leporellos aus dem Sortiment des Wind & Sterne Verlags, weil sich kein Druckanbieter mehr für diese spezielle Fertigung finden lässt.
Ich freue mich schon auf das nächste Jahr und vielleicht klappt es irgendwann, dass ich ein Buch fertig stellen kann, welches ich dann ganz bestimmt hier in Berlin auf der Buchmesse ausstellen möchte! 🙂
Vielen Dank an die Buch Berlin, die es mir und anderen Bloggern ermöglicht hat, die Buchmesse kostenlos zu besuchen.