von David Damm
In der Dämmerung des Winters
Schleicht ein Fuchs durchs Wohngebiet,
Und erschreckt mein Herz gar heftig,
Weil man ihn so selten sieht.
Ein paar Schritte nur entfernt,
Steht er auf dem Bürgersteig
Und beäugt mich ohne Bangen –
Ich verharre und ich schweig’.
Mit zwei weit gespitzten Ohren
Lauscht das wohl genährte Tier,
Und mich dünkt als wollt’ er sagen:
»Hab doch keine Angst vor mir!«
Da sein Weg durch mich versperrt,
Zieht er einen großen Kreis,
Trabt zur and’ren Straßenseite
Durch das schneebeglänzte Weiß.
Hinter eisbezapften Autos
Schwindet er für’n Augenblick,
Und kehrt wieder auf den Gehweg
Weit entfernt von mir zurück.
Und so zieht er durch die Gassen,
Immer einsam und allein,
Auf der Hut vor Menschenskindern,
Dass er lang’ wird glücklich sein.
Vor etwa zwei Wochen, als Ende Januar in Berlin noch ein wenig Schnee lag, hatte ich diese unerwartete Begegnung mit einem Fuchs auf meinem Heimweg. Ich war überrascht, dass er im Grunde keine Scheu hatte, aber mir dennoch Respekt zollte. Es war nicht der erste Fuchs, den ich in der Stadt gesehen hatte, aber keiner war mir so nah gekommen und hatte mir direkt in die Augen gesehen. Doch dieses Exemplar hier war äußerst gut genährt und sah stattlich, ja geradezu majestätisch aus.
Und vor zwei Tagen sah ich ihn des Morgens erneut, als er vor mir über den Weg huschte und zwischen den Zaunstäben in den Botanischen Garten verschwand. Ich beobachtete, wie er sich unweit auf einem mit Gras bewachsenen, flachen Hügel niederließ, um dort sein Fell zu pflegen und den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings zu fröhnen.