Silbenton

Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Archive (Seite 11 von 25)

Gedichtebauanleitung

Ein Rezept zum Gedichteschreiben

Wer ein Gedicht verfassen mag,
Ob schlicht und kurz, ob episch lang,
Rotiere Zeichen hin und her und
Transportier’s mit schönem Klang.

Versuch‘ mit jedem Zeilensprung
Ein Saatkorn auszubringen,
Reizt es des Lesers Fantasie,
So keimt’s zu wundervollen Dingen.

Rätsel soll er lösen müssen,
Eins, zwei, drei, die unbekannt,
In dem Köpfchen muss es klingen,
Muss es rauchen im Verstand.

Tappt er nun ein Weil im Dunkel,
Aber kommt nicht auf den Sinn,
Klirre mit dem Zauberschlüssel,
Teil‘ mit ihm den Hauptgewinn.

Probier‘ es selbst, dann wirst du seh’n,
Ob es dir auch gelingen kann,
Ein Kunstwerk auszuformulieren,
Mach mit, du bist mit Schreiben dran!

David Damm, 2019

Zitronenfalter flieg

Zitronenfalter flieg
Hinüber zu den Blüten,
Auch wenn’s noch Winter ist,
Die Pollen sind am Wüten.

Zitronenfalter flieg,
Such dir die schönsten Blätter,
So frisch und herrlich Grün,
Bei allerblaustem Wetter.

Zitronenfalter flieg,
Den Hauch von Frühling spürend,
Im zickzack hin und her,
Die Menschen irreführend.

Zitronenfalter flieg
Und spanne deine Flügel,
Die Sonne steht schon tief,
Und leuchtet hinter’m Hügel.

Zitronenfalter flieg,
Zeig deinen gelben Schimmer,
Auch wenn die Nacht beginnt,
Gibt’s Schnee und Kälte nimmer.

Zitronenfalter flieg,
Sei uns der Frühlingsbote,
Beweis‘, dass dies Gedicht
Nicht nur ’ne Anekdote.

David Damm, 2019

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Das rote Pferd

Was macht das Pferd im Herd, wo es nicht hin gehört?
Es hat den Nachbarn, ständig wiehernd, nur gestört,
Da hat er es gepackt und knusprig braun gebackt,
Damit das Pferd ihm ein, zwei Mahlzeiten beschert.

David Damm, 2019

Abschied

An einem Morgen fand ich Spuren im Sand,
Und ich wusste, es waren die deinen,
Der Wind blies die Wellen über den Strand,
Und ich musste fürchterlich weinen –
Bis das Sandkorn aus meinem Auge verschwand.

David Damm, 2019

Der klare Fluss

Es fließt der Wodka durch meinen Rachen
Und stürzt meine Kehle hinunter,
Das bringt mein Gemüte herrlich zum Lachen
Und macht meinen Geist wieder munter.

David Damm, 2018

Drosophilatelist

Am Abend sitzt er wie gewöhnlich
Am reich gedeckten Küchentisch,
Er speist am liebsten saft’ges Obst,
Das gibt es jeden Tag ganz frisch.

Auf bunten Tellern angerichtet:
Geschnitt’ne Birnen, schon entkernt,
Fein filetierte Saftorangen,
Von Äpfeln Schale dünn entfernt.

Den süßlichen Gerüchen folgend
Setzt sich ’ne Fliege auf ein Stück,
Das Sammlerherz des alten Mannes
Hüpft jauchzend innerlich vor Glück.

Mit tausendfach erprobter Geste
Fängt er sie an den Flügeln ein,
Greift mit der and’ren Hand in’s Schubfach,
Dort muss die große Lupe sein.

Die Fliege nutzt den Suchmoment,
Entwischt, schwirrt fröhlich durch den Raum,
Und setzt sich frech, wie Fliegen sind,
Auf seinen Nasenspitzensaum.

Der Alte schielt, verdreht die Augen,
Ihm kitzelt’s, dass er niesen muss,
Die Fliege fliegt mit Pirouetten
Ins Licht hinfort und dann ist Schluss.

Ein leises Zischen, Rauch steigt auf,
Die Kerzenflamme, welch ein Fluch,
Der Mann enttäuscht, ach, so ein Pech,
Kein neues Sammlerstück für’s Buch.

David Damm, 2019

Werbepause

An jeder Ecke in Berlin
Tauchen Stadtbojen auf.
Einst Marktplatz für Ereignisse,
Jetzt nur noch Farbklecks
Im Stadtbild.

Den Weg weisend –
An der grünen rechts,
An den roten immer links –
Haben sie nur eine Botschaft:
»Entspann dich, heute keine Werbung!«

David Damm, 2019

Auf dem Weg zur Arbeit fielen mir die roten und grünen Litfaßsäulen auf. Keine Werbung mehr? Irgendwie schön und schön auffällig. Ich musste an der grünen rechts abbiegen, und wo ich links musste, stand eine rote Säule. Sie wiesen mir also tatsächlich den Weg. Schon seit einigen Tagen standen sie so farbig und leer da und schrien nach Aufmerksamkeit. Es juckte mir in den Fingern. Sie wollten nach einem Stift greifen und die riesigen Leinwände mit Urban Sketching verzieren. Das wär doch was: überall Kunst statt Werbung!

Sechs Jahre Silbenton

Vor genau sechs Jahren erschien der erste Beitrag auf Silbenton. Meine Anfänge zum Tagebuch schreiben im Internet gehen sogar noch weiter zurück – 15 Jahre. Damals schrieb ich in einer kleinen Online-Community über die ganz alltäglichen Dinge und Probleme während meines Studentenlebens.

Als ich mir dann 2013 eine eigene Domain und Webseite zulegte, wollte ich sie hauptsächlich für meine kreativen Ergüsse nutzen. Mit fast 300 veröffentlich­ten Beiträgen in den letzten sechs Jahren bin ich ganz zufrieden. Einen Großteil davon nehmen Gedichte ein, die ich auch ohne Internet schon seit meiner Jugend gern verfasse.
Nur die uralten Gedichte aus der Schulzeit sind hier nicht zu finden, aber doch einige, die vor 2013 entstanden sind. Sie sind durch die jeweilige Jahreszahl, die ich (fast) immer unter dem Gedicht angegeben habe, zu erkennen, auch wenn ich bei den älteren manchmal nur noch grob die Entstehungszeit schätzen konnte.

Aller Anfang ist schwer.

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Stoffen

Ein Junge zog abends durch Stoffen,
Er böllerte, war sturzbesoffen,
Fontänen, die sprühten,
Raketen, die glühten,
Da hätt’s ihn fast selber getroffen.

David Damm, 2018

In diesem Sinne wünsche ich einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2019!
Manchmal ist weniger eben doch mehr. Und manchmal ist gar nichts am meisten – für Umwelt und Natur. Feiert schön! 🙂

Weihnachtsgeschenke

Berge von Geschenken lagen
Unter’m Weihnachtsbaum drapiert,
Wurden aufgefetzt – nun Klagen –
Opa hat es nicht kapiert,
Was der Junge sich erträumte,
Eine saub’re, aufgeräumte,
Wunderschöne Welt zu haben
Ohne tiefen Abfallgraben.

David Damm, 2018

Martas Marder

Waldemar, der Marder, zermarterte sich den Kopf am Matterhorn, wie Martas Materie ohne Material vom Marterpfahl zu befreien sei.

Frisch gewischt

Frau Wischmeyer, die Fischerin, wischte dem Fischotter mit einem frischen Wischlappen den unwichtigen Fischschnodder aus der spezifischen Schnauze.

Berliner Buchmesse 2018

Vor drei Wochen fand zum fünften Mal die Buch Berlin statt – ein kleines Jubiläum – und ich schaffte es jedes Mal, als Besucher dabei zu sein. Angefangen hat alles in Karlshorst im Audimax an der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Ich weiß nicht mehr, wie ich davon erfahren hatte, aber ich war in der Nähe bei Freunden und wollte im Anschluss der neuen Buchmesse eine Chance geben.

Deutschlands drittgrößte Buchmesse

Viele kleine Verlage und einige Selfpublisher hatten sich in dem Saal versammelt, um ihre Bücher auszustellen und anzubieten. Der Eintrittspreis entsprach eher einer kleinen Spende. Es war alles etwas provisorisch, Lesungen fanden im gleichen Saal auf der Bühne und hinter Bühne statt, nur abgetrennt durch einen Vorhang oder eine Stellwand, was das aufmerksame Zuhören schwierig gestaltete. Dennoch bereitete mir das Schlendern durch die Gänge und das freudige Stimmengewirr viel Spaß. Auf der Buch Berlin kam und kommt man schnell ins Gespräch, kann die Geschichten hinter den Büchern direkt von den Autoren erfahren und man wird wohl oder übel etwas von seinem Geld da lassen, um es gegen mehrere hundert Gramm Buchware einzutauschen.

Die Buch Berlin findet einmal jährlich im Spätherbst statt und hat noch keinen festen Veranstaltungsort gefunden. Nach der Premiere in Karlshorst fand sie einmal im Logenhaus in Wilmersdorf, zweimal im Estrel in Neukölln und jetzt aktuell im MOA in Moabit statt.

Die diesjährige Buchmesse hatte für mich den entscheidenden Vorteil, dass ich sie von Steglitz aus mit der U9 direkt in 15 Minuten erreichen konnte. (Da kann kein Leipzig mithalten und Frankfurt am Main schon gar nicht.)
Am Sonntag besuchte ich die Messe, stieg an der Birkenstraße aus und ging zum Hotel. An einer mehrstöckigen Hauswand beeindruckte mich während des Wartens an der Fußgängerampel ein riesiges Wandgemälde, ein sogenanntes Mural, so dass ich glatt vergessen habe, vom Veranstaltungsgebäude ein Foto zu schießen.
Leider gab es keine Beschilderung, die mir den richtigen Weg wies. Ich versuchte es erst am Seiteneingang, da dort ein Aufsteller positioniert war. Dieser wies aber nur daraufhin, dass Veranstaltungsbesucher nicht diesen Eingang wählen sollten. Also doch mitten durch das Kaufhaus, eine Rolltreppe hinauf fahren und schon war der Empfang sichtbar. Da ich mich zuvor als Blogger registriert hatte, erhielt ich kostenlos ein Armbändchen und den Messekatalog und war nach einer Minute drin. Und da in Kürze eine Lesung beginnen sollte, verschwand ich sofort im Leseraum B. Weiterlesen

Autofahren im Advent

Wenn du an der Ampel stehst
Und das  grüne Lichtlein  brennt,
Klingen hinter dir die Hupen,
Denn du hast den Start verpennt.

Wenn du eine Kreuzung siehst
Und das  gelbe Lichtlein  strahlt,
Musst du dich ganz schnell entscheiden:
Bremse oder Gaspedal.

Wenn du eine Kreuzung querst
Und das  rote Lichtlein  glüht,
Wirst du einen Wunschbrief kriegen,
Mit der Rechnung, die dir blüht.

Wenn du an die Ampel fährst
Und das  gelbe Lichtlein  blinkt,
Gibt’s vielleicht ’ne Überraschung,
Achte Vorfahrt! Unbedingt!

David Damm, 2018

Bauernweisheiten

In einem Bauernkalender sollte folgendes Sprichwort, das nicht nur von Bauern, sondern auch von Ärzten bestätigt werden würde, niemals fehlen:

Wer Laub bläst, bläst kein Trübsal.

Blätter lassen sich auch zu jeder Tages- und Nachtzeit besonders leise entfernen. Man nehme ein Buch zur Hand und blättere darin.

Schlaue Leser sind beliebter als Laubbläser.

Und zu guter Letzt hat sogar die Mode ein Wörtchen mitzureden:

Lieber einen blauen Blazer tragen als einen lauten Bläser.

Herbstblues


Die Bluse – frisch und unbenutzt –
Gebügelt und herausgeputzt,
Begab sich auf den Weg zum Tanz,
Sie liebte Blues von Big Brass Bands,
Sie drehte sich im Blätterwind,
Der Abend herrlich lau und lind.

Da blies ein Bläser – mit Verlaub –
Die bunten Blätter und den Staub
Wie ein Orkan zum Bürgersteig,
Es wirbelten die Birkenzweig‘,
Mit zweifelhaftem Resultat:
Der Bluse platzten Knopf und Naht.

David Damm, 2018

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Buchbinderei

Schon lange wollte ich mal ausprobieren, wie es ist, ein Buch selbst zu binden. Ein Buch, geformt mit den eigenen Händen ist wohl die Krönung des kreativen Schreibens oder Zeichnens. Man bekommt die Möglichkeit, das Buch, das später mit Gedanken oder Bildern gefüllt werden soll, nach seinen eigenen Wünschen zu erschaffen – mir bot sich die Gelegenheit dazu bei einem privat organisierten Buchbinden-Workshop in Potsdam.

Zunächst bekamen wir eine Liste von Dingen, die man dafür braucht und die mitgebracht werden sollten. Selbstverständlich steht da das Blatt Papier ganz oben. Und damit beginnt auch die Qual der Wahl. Welche Papiergröße möchte ich nehmen? Es wird nachher halb so groß sein, weil es gefaltet wird. Möchte ich unterschiedliche Papiergrößen oder Papier von der Rolle kombinieren? Welche Sorten von Papier dürfen es sein: Aquarellpapier, Skizzenpapier, Schreibpapier? Wie stark soll das Papier sein? Rauhes oder glattes? Weißes, schwarzes oder farbiges Tonpapier? Transparentpapier?
Desweiteren wird kräftige Pappe für die Buchdeckel benötigt, Papier oder Stoff zum Beziehen der Buchdeckel, Sticktwist (in beliebiger Farbe) oder Buchbindegarn, ein Teelicht, eine Nadel, Falzbein, Schere, Kleber, Lineal, Stift, Schneidmatte oder Stück Holz und Ahle. Und am allerbesten auch eine Schneidemaschine, um mehrere Blatt Papier und die Pappe auf Maß bringen zu können.

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