Silbenton

Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Archive (Seite 13 von 25)

Schicke Stricksitze

Die letzten Tage ist es nochmal richtig kalt geworden. Tagsüber um 0 Grad, nachts teilweise -10. Wenn es dann etwas Schnee in Berlin gegeben hätte, hätte es doch noch ein Winter werden können. Stattdessen freuen wir uns schon seit Anfang Januar über blühende Kirschbäume, klingende Schneeglöckchen und leuchtende Winterlinge. Inzwischen stecken die Krokusse ihre farbigen Köpfe hervor und von den Tulpen gucken schon die Spitzen aus der Erde. Zu alledem gab es mehrere Tage hintereinander Sonnenschein, wahrlich eine Freude, aber damit einhergehend auch klare klirrende Nächte.

Wie schön wäre es da, beim Warten auf den Bus, weil der wieder zu spät kommt, auf den Haltestellensitzen im Sonnenschein warten zu können. Bloß sind die so arschkalt, dass man sich beim Setzen sofort den Hintern abfriert. Doch in Steglitz hat sich jemand eine elegante Lösung für dieses Problem überlegt und sofort in die Tat umgesetzt: Stricküberzieher für verschiedene Haltestellensitze der BVG. Und damit ein bisschen mehr Farbe zum monotonen Himmelblau und eintönigen Gelb der Busse hinzu kommt, gibt es die dort sogar in Rot, Dunkelblau und Grau. Grau als Erinnerung an die grauen Wintertage. 😉

Die Essensfrage

Was darf ich essen, wenn die Wurst einfach nur noch Käse ist, der Käse aber ist mir völlig wurst?

Was ist die Essenz des Essens?

David Damm, 2018

Der Baum

Auf weiter Flur stand nur ein Baum,
Die Wurzeln tief vergraben,
Und eine Bank mit Schnee bedeckt –
Der liebste Platz des Knaben.

Und wenn das Eis geschmolzen war,
Stand er dort bei den Ästen,
Sah jeden Tag ein bisschen mehr,
Wie sich die Knospen pressten.

Die Sonne strahlte warm und hell,
Die Vöglein spielten Geige,
Ein Knistern und der grüne Schwall
Ergoss sich in die Zweige.

Nach kurzer Zeit hing an dem Baum
Ein prächtiges Gewande,
Der Knabe tanzte um den Stamm,
Dem stärksten hierzulande.

Er lud all seine Freunde ein,
Sie reichten sich die Hände,
Ein dutzend Paar umringten ihn
Vom Anfang bis zum Ende.

Sie hängten eine Matte auf,
Im Schatten seiner Krone,
Der Jüngling schlief und ruhte bald
Im Traum auf einem Throne.

Und auf der Bank saß nun sein Weib,
Die Sprößlinge zu Füßen,
Voll Dankbarkeit sah er zum Baum,
Der Wipfel wogte grüßend.

So wurde aus dem Solitär
Ein fester Freund für viele,
Auf dass er weit’re hundert Jahr‘
Das Lied der Freundschaft spiele.

David Damm, 2018

Wandersleben

Ein fleißiger Amtsmann aus Wandersleben,
Der wollte hinaus und so band er eben
Die Akten im Bücken
Geschnürt auf den Rücken,
Doch alle bezweifelten: »Kann der’s heben?«

David Damm, 2018

Potsdam – Unterwegs im Licht

Als ich gestern Nachmittag mit der S-Bahn von Berlin nach Potsdam fuhr, brach urplötzlich die Wolkendecke auf und ließ beide Städte für einen kurzen Moment unter blauem Himmel im Sonnenlicht erstrahlen. Vom Potsdamer Hauptbahnhof über die Lange Brücke gehend, sah ich die erhabene, kupferne Kuppel der Nikolaikirche. Da es bis zum Abendlicht noch ein gutes Stündchen dauern würde, wollte ich mir Potsdam zum ersten Mal von dort oben anschauen.

Zunächst hieß es, auf den Einlass zum Aufstieg zu warten, da maximal vierzig Personen gleichzeitig auf die Kuppel gelassen werden. Anschließend musste ich ein Ticket für fünf Euro am Automaten auf der Empore ziehen und noch einmal warten, bis das Drehkreuz in regelmäßigen Abständen den Weg zum Aufstieg frei gibt. Neben der Tür hängt dafür eigens ein Monitor mit einem rückwärts zählendem Countdown.
Die Wartezeit ließ sich sinnvoll überbrücken, indem ich den Chorklängen im Kirchenraum von oben herab lauschte. Für das deutsch-französische Chorkonzert am Abend wurde die Aufstellung geprobt und der letzte Feinschliff vom Chorleiter  vorgenommen. Die Wände hinter dem Altar und der Orgel wurden in pink beleuchtet.

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Stunde der Wintervögel 2018

Vom 5. bis zum 7. Januar fand die Stunde der Wintervögel statt. Der NABU ruft seit 2011 alle Freiwilligen dazu auf, an der Vogelzählung teilzunehmen, um so die Bestände überall gleichzeitig erfassen zu können. Der Termin wird immer auf ein Wochenende von Freitag bis Sonntag gelegt, um möglichst vielen Naturfreunden die Teilnahme zu ermöglichen. Dazu muss man sich nur für eine Stunde an einen Ort der Wahl in die Natur begeben und dort die maximal erspähte Anzahl jeder anwesenden Vogelart notieren. Am besten hat man ein Fernglas dabei und gegebenenfalls ein Bestimmungsbuch oder die App »NABU Vogelführer«. Die Ergebnisse werden dann über ein Online-Formular beim NABU eingegeben.

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Missen

Es standen die Hausfrau’n in Missen
Am Fenster und schüttelten Kissen,
Sie klopften die Decken
Von allen vier Ecken,
Man sah sie die Bettlaken hissen.

David Damm, 2017

Am Kai

Die Fähre liegt im Trockendock,
Hat keinen Bock, Maschinen futsch.

Der Dicke blickt auf seine Uhr,
Sie tickt auf Mitternacht hinzu.

Er schrubbt konstant den Dreck an Deck,
Und steckt sich eine Kippe an.

Ein Dackel wackelt mit dem Schwanz,
Der Mann zieht seine Jacke an.

Er geht von Bord, da rennt ruckzuck,
Der Hund geduckt im Regen fort.

David Damm, 2017

Essen

Es fuhren drei Banker nach Essen,
Um maßlos zu saufen und fressen,
Doch in ihren Taschen
Kein Geld zu erhaschen,
Sie hatten die Börse vergessen.

David Damm, 2017

Verliebt, verlobt, verheiratet


In unserer modernen Zeit
Ist’s gar nicht ungewöhnlich,
Wenn du dir einen Partner suchst,
Per Smartphone, nicht persönlich.

Die App ist zügig installiert,
Ein Klick im Internet,
Die Finger wischen links und rechts,
Du tippst geschwind im Chat.

Die Bits und Bytes schwirr’n hin und her,
Ihr funkt auf einer Welle,
Und ständig wenn die App vibriert,
Schlägt’s Herz ein wenig schnelle.

Die virtuelle Welt ist schön,
Doch in real ist’s schöner,
D’rum läd er dich zum Essen ein,
Mit Stil beim Italiener.

Die Sterne leuchten ach so hell,
Der See lockt zum Spazieren,
Er greift nach deiner zarten Hand,
Dich scheint’s zu amüsieren.

Und irgendwann, da sitzt ihr zwei
Gekuschelt vor’m Kamin,
Der erste Kuss, ein Funkenflug,
Bis beide Herzen glüh’n.

Nach Jahren eurer Zweisamkeit
Mit vielen glücklich‘ Stunden,
Wollt ihr die Liebe heut‘ so schön
Mit einem »Ja« bekunden.

David Damm, 2017

Sorge

Ein Mann lebte ständig in Sorge,
Getrennt von der Schwester in Zorge,
Die Mauer dazwischen
Ließ ihn nicht entwischen,
»Und wenn ich ’ne Leiter mir borge?«

David Damm, 2017

Der Mond

Ich steh‘ auf einem Hügel,
Mein Blick geht in die Nacht,
Wo hinter Tannenzweigen
Der Mond so schön erwacht.

Bald steht er in der Mitte,
Von Sternlein dicht umringt,
Das scheint ihm zu gefallen,
Wenn’s leuchtet, glitzt und blinkt.

Er selbst trägt niemals Strahlen,
Borgt nur das Sonnenlicht,
Doch reicht er’s an mich weiter,
Wenn nachts das Dunkel spricht.

David Damm, 2017

Essig

Am liebsten ess‘ ich abends ganz lässig Sülze in Essig,
D
enn dann vergess‘ ich wie stressig mein Tag war.

David Damm, 2017

Suche nach dem Glück

Hol dein Fahrrad aus dem Keller,
Folge mir ein kleines Stück,
Lass uns Brandenburg erkunden,
Komm, wir fahren bis nach Brück.
Auf den Feldern, in den Wäldern
Findest du vielleicht das Glück,
Ich hab meines schon gefunden,
Halt mal an und lass dich drück‘.

David Damm, 2017

Vitamine

Eine Zitrone
Für die Simone,
Denn sie geht nie ohne
Vitamin ins Bett.

Eine Mandarine
Für die Sabine,
Hinter der Gardine
Schläft sie tief und fest.

Eine Clementine
Für die Josefine,
Mit zuckersüßer Miene
Träumt sie in der Nacht.

Eine Limette
Für die Anette,
Die in ihrem Bette
Zuletzt das Licht ausmacht.

David Damm, 2017

Bücherkauf mit Gewinn

Seit einem halben Jahr lag ein Büchergutschein im Wert von 20 Euro in meinem Schrank und wartete darauf, eingelöst zu werden. Nach einer Stöberstunde auf mehreren Etagen im Buchladen hatte ich drei kleine Bücher gefunden, die den Wert bestmöglich ausschöpfen sollten.
Ich legte die Bücher auf den Tresen an der Kasse. Die Kassiererin scante eines nach dem anderen ein und nahm dann meine Plastikgeld-Gutscheinkarte. Zu meinem Erstaunen erhielt ich neben den drei Büchern noch Geld zurück. Sogar mehr als auf der Karte war, nämlich genau 21. Wie konnte das passieren? 🙂

Tiergarten

Es saßen zwei Bayern im Tiergarten,
Studierten dort sämtliche Bierarten,
Die süßen und herben,
Die sanften und derben,
Bis sie in dem Krug alle vier paarten.

David Damm, 2017