Es gab einen Biber in Melz,
Dem juckte gewaltig der Pelz,
Er schrubbte mit Schlamm,
Mit Bürste und Schwamm,
Und hoffte, Frau Biber gefällt’s.
David Damm, 2016
Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.
Es ist Freitag. Feierabend. Kurz vor halb sechs. Auf dem Fernbahngleis fährt ein Sonderzug ein. Die Bremsen quietschen ohrenbetäubend bis der Zug in voller Länge am Bahngleis ruht. Mir fällt das Lied von Pankow ein, doch dieser soll nach Warnemünde an die Ostsee fahren.
Der kümmerliche Sommer meldet sich mit zaghaft steigenden Temperaturen zurück, so dass es für diejenigen, die ans Meer wollen, ein schönes Wochenende werden könnte. Auf dem Zug steht »Cruise Train Berlin«. An den Waggontüren sind weiße A4-Zettel mit seitenfüllenden Buchstaben angebracht. Von Wagen zu Wagen steigen sie in alphabetischer Reihenfolge von A bis G oder H an.
Im Wartehäuschen auf dem Bahnsteig sitzt ein junger Mann allein. In dem gläsernen Haus hockt er auf der harten Bank. Er fühlt sich unbeobachtet. Ich kann jedoch zwischen den in Brusthöhe aufgeklebten horizontalen Sichtschutzstreifen hindurch sehen. Das ist nicht schwer. Drei schmale Streifen können keine Privatsphäre spenden. Das ist auf einem Bahnsteig nicht nötig.
Nach vorn gebeugt zückt er ein Feuerzeug. Die Flamme will nicht zünden. Er versucht es noch einmal. Er hat das Ventil bis Anschlag aufgedreht und hält die große, rotgelbe Flamme unter ein Stück Alufolie. Sein Kopf senkt sich darüber und er atmet mit einer selbst gedrehten Zigarette den Dampf tief und ruhig ein. Sein Blick geht nur auf das Stück Alupapier. Das Schild mit dem Rauchverbot muss er übersehen haben.
Eine Reiseleiterin schwenkt zwei Zettel mit den Zahlen 14 und 15 über ihrem Kopf. Kurz darauf folgt eine bunte, aufregend schnatternde Truppe und sie steigen in den vorletzten Wagen des Zuges mit dem Buchstaben A ein. Die Sprachfetzen, die ich wahrnehmen konnte, hörten sich Englisch an.
Aber warum ein Sonderzug, ist irgendein besonderes Event in Warnemünde? Ich grübele, bis mir einfällt, dass im Sommer die Hanse Sail statt findet. Aber das kann nicht sein, denn die war schon am letzten Wochenende. Vielleicht sollen die Berliner und die Touristen einfach entspannt mit dem Zug zur Ostsee »cruisen«.
Die Automatiktüren des Wartehäuschens öffnen sich und ein älterer Mann nimmt mit seinem Rollkoffer auf der zweiten Sitzreihe Platz. Ich gehe noch einmal ein paar Schritte am Häuschen vorbei. Der andere Mann ist verschwunden. Mein Zug müßte nun jeden Moment einfahren.
Ein Kofferwort setzt sich in der Regel aus zwei Wörtern zusammen. Dabei überlappen sich diese so, dass das Ende vom ersten Teilwort den Beginn des zweiten Teilwortes bildet. Ein einfaches Beispiel:
Sommerabend + Abendmahl = Sommerabendmahl
Sommerabendmahl ist ein reines Kofferwort, da beide Teilwörter vollständig enthalten sind. Es gibt jedoch auch unreine Kofferwörter, die so miteinander verschmolzen sind, dass von den Teilwörten nur Bruchstücke übrig geblieben sind. Sehr bekannt ist zum Beispiel das eingedeutschte Wort »Brunch« bestehend aus »Breakfast« und »Lunch«. Aus den vorhandenen Buchstaben von »Brunch« lassen sich nicht die ursprünglichen Wörter herleiten.
Johannisbeere + Stachelbeere = Jostabeere
Smoke + Fog = Smog
Es funkeln und leuchten da oben,
Die Sterne, die nachts hingeschoben,
Und wenn einer fällt
Vom Sternhimmelszelt,
Sind Tausende längst neu geboren.
David Damm, 2016
Beim Spazieren durch Berlin bin ich letztens auf einen Geldautomaten gestoßen, der eine ganz besondere Verkleidung hatte. Raffiniert, dachte ich, zückte mein Smartphone und fotografierte.
Der Geldautomat ist jederzeit von der Straße zugänglich und als ich später im Dunkeln daran vorbeikam, war die passende Beschriftung hell beleuchtet. Eine wirklich kreative Idee.
Hier kommt die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge:
Anschließend habe ich mich gefragt, ob das womöglich alle Synonyme sind, oder ob es noch weitere Begriffe für »Geld« gibt? Fällt euch noch etwas ein?
Quapp, quapp,
Quapp – p – p,
Kauli komm, komm her,
Du kleine Kaulquappe,
Quapp, quapp,
Quapp – p – p,
Dein kugeliger Kopf,
Deine keuchenden Kiemen,
Quapp, quapp,
Quapp – p – p,
Kauli komm und koste,
Knabber und schluck,
Quapp, quapp,
Quapp – p – p,
Du kriegst Krallen,
Bald kannst du kriechen,
Quapp, quapp,
Quapp – p – p,
Kletter auf mein Knie,
Du Frosch oder Kröte?
Quaaak, quaaak.
Quapp.
David Damm, 2016
Ein Musiker wollte nach Wacken,
Den Geist und den Körper entschlacken,
Das volle Programm,
Mit Bier und mit Schlamm,
Zum Schutz vor des Herzens Attacken.
David Damm, 2016
Er findet bald ein lauschiges Plätzchen,
Zwischen Algen, Hechtkraut, Anemonen,
Hat sofort ein Auge geworfen –
Auf die Rose – will bei ihr wohnen.
Sie willigt ein, bietet ihm Schutz
Vor dem brennenden Sonnenschein,
Erfreut über diese willkommene Geste
Möcht‘ er ewig mit ihr zusammen sein.
Schmetterlinge kreisen durch die Lüfte,
Schwalben zwitschern es über dem Teich,
Der junge Fisch und die blühende Rose
Einander vernarrt und zugeneigt.
Gemeinsam verbringen sie Tag um Tag,
Von herrlichster Früh bis spätester Stund‘,
Sie lachen, sie leben, sie lieben sich,
Beschließen den trautesten, festen Bund.
David Damm, 2005
Das ist die sommerliche Fortsetzung des Gedichts vom Fisch und der Rose. Hier gehts zum ersten Teil, der den Frühling beschreibt.
Lass die Fingerspitzen gleiten
Über deine breiten Hüften,
Unter tiefe Klüften, Falten,
Bis die dürstend Spalten schwitzen.
Lass dir Abenteuer schmecken,
Über Lippen lecken, saugen,
Bis dir Mund und Augen gehen,
Bald in Flammen stehen – Feuer!
Lass die Gier in Brüsten zittern,
Dich von Berggewittern jagen,
Und Vulkane schlagen, gleißen,
Von den glühend heißen Lüsten.
David Damm, 2016
Ich hab Hunger, schon seit Stunden,
Hab im Kühlschrank nichts gefunden,
Liege nun in meinem Bett,
Träum‘, dass ich was drinnen hätt‘.
David Damm, 2016
Manchmal sitzt man vor der Tastatur, versucht seine Gedanken zu formen und in einem poetischen Text oder Gedicht festzuhalten. Doch möchte dies nicht immer gelingen, insbesondere dann, wenn Themen wild durch den Kopf kreisen und man sich nicht konzentrieren kann.
An diesem Punkt kann die Randzonenpoesie vielleicht helfen. Und das funktioniert so:
Zum Beispiel habe ich mir von Theodor Fontane den Roman »Unterm Birnbaum« herausgesucht und bin im zweiten Kapitel schon ganz hübsch fündig geworden:
Ein Finanzbeamter, der seiner Zahlen nicht müde wird. Bemüßigt rechnet und dividiert er die Nummern, bis am Ende immer ein glattes Ergebnis steht. Division ohne Rest. Jeder mathematisch etwas bewanderte Mensch wird da erkennen, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen kann. So betrachtet man seine Arbeitsweise mit Argwohn und wird ihm gegenüber schnell unfreundlich. Aber der Himmel möge es dem Beamten verzeihen, wenn er manche Aufgabe nur durch Mogelei lösen könne − ja, sogar lösen müsse.
Oder hier von Clemens Brentano, dessen Todestag sich heute jährt, gefunden im Märchen »Gockel, Hinkel und Gackeleia« im zweiten Kapitel:
Der Kapitän sitzt in seiner klapperigen Kajüte. Die Bohlen erzittern und krächzen bei jedem Windstoß. Wie lange werden sie dem Sturm noch Stand halten? Es klopft an der Tür und eine junge Frau, deren Gesicht im Kerzenschein einem Wachspüppchen gleicht, tritt herein. Süßer Duft vermischt sich mit dem modrigen Holz und der Kapitän greift zum Tablett und stopft sich eines der frisch gebackenen Zuckerwerke in seinen Mund.
Die Poesie in der Poesie finden – eine poetische Schatzsuche.
Mit der Methode der Randzonenpoesie kann man Kunst in Kunst entdecken und daraus neue Kunst entstehen lassen. Sie gibt kreative Impulse und hilft Schreibblockaden zu überwinden.
Die Idee zur Randzonenpoesie habe ich bei urbanwriting.de gefunden. Vielen Dank für diese tolle Idee! 🙂
Hunderte Raketen zischen
Aus dem glühend Abschussrohr,
Pfeifen, krachen, explodieren,
Steigen in die Nacht empor.
Feuerwirbel, Herzen, Kugeln
Flimmern, blinken, blitzen grell,
Tanzballett zu lauten Klängen,
Melodiöses Karussell.
Sterne, die am Himmel leuchten,
Klein und groß und kunterbunt,
Zahllos flinke Schweifkometen,
Glitzern in der Abendstund‘.
David Damm, 2016
Ich wohne jetzt im Grand Beton,
In schlichtem Grau, doch mit Balkon,
Mir ist als hätt‘ ich ’ne Vision
Von meinem Hotel Grand Beton.
Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Die Leute kennen mich hier schon,
Ich habe Festnetztelefon
In meinem Hotel Grand Beton.
Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Die Lage ist ein Lutschbonbon,
Es brummt und rattert monoton,
Vor meinem Hotel Grand Beton.
Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Ganz oben wie auf einem Thron,
Sie glauben ich hätt‘ ne Million
Und mir gehört‘ das Grand Beton.
David Damm, 2016