Silbenton

Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Archive (Seite 20 von 25)

Göhren

Ein reizendes Mädchen aus Göhren
Versuchte ’nen Mann zu betören,
Mit glitzernder Wimper
Und Augengeklimper,
Doch er ließ sich davon nicht stören.

David Damm, 2016

Bärenklau

Ein wachsamer Jäger aus Bärenklau,
Der hörte ein Brummen im Morgentau,
Schnell sprang er vor Schreck
In’s Höhlenversteck,
Doch waren’s nur Bienen auf Blumenschau.

David Damm, 2016

Notrufmelder

Notrufmelder

An der Außenfassade eines alten Gebäudes, vielleicht einem ehemaligen Schulgebäude, in der Nähe von Neuruppin entdeckt. Der Notrufmelder sah im Vergleich zum Haus regelrecht funktionstüchtig aus. Nur die Scheibe, die man im Notfall einschlagen sollte, war nicht mehr vorhanden. Die Versuchung war da, aber ich konnte widerstehen und habe den Knopf nicht gedrückt. Wer weiß, was sonst passiert wäre?

Scheibe einschlagen
KNOPF TIEF DRÜCKEN
O
VOLKSPOLIZEI/FEUERWEHR
telefonisch anfordern
und erwarten

Ein passendes Gedicht dazu wäre jenes über den Feuerlöscherwandhydrant.

Zossen

Ein Wachtobermeister aus Zossen
Schrie Hals über Kopf: »Hoch die Flossen!«
Sie drehte sich um,
War blond und nicht dumm,
Da hat er sich in sie verschossen.

David Damm, 2016

Die Mönchsgrasmücke

In einem Blumengarten
Auf einem Pflaumenbaum,
Da saß ein scheuer Vogel,
Ich merkte ihn erst kaum.

Er trug ’ne schwarze Kappe
Bis tief in sein Gesicht,
Darunter eine Kutte,
In hellem grau, ganz schlicht.

Bald schlug er mit den Flügeln,
Rasch wie ein Kolibri,
Und nippte an den Blüten,
Sang eine Melodie.

Ich lauschte ihm ein Weilchen,
Wie er so fröhlich klang,
Und manchmal, wenn ich träume,
Erinner‘ ich mich dran.

David Damm, 2016

Stunde der Gartenvögel 2016

An diesem Wochende fand vom 13. Mai bis zum 15. Mai die »Stunde der Gartenvögel« statt. Jeder, der irgendwo draußen in einem Garten, Park oder auf dem Balkon war, konnte daran teilnehmen. Dafür sollte man für eine Stunde versuchen, die Vögel der Umgebung zu erkennen und zu zählen. Je Vogelart, die man beobachtet hatte, sollte der Maximalwert notiert und später auf der Webseite des NABU mitgeteilt werden.

Kleingarten

Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal teilgenommen. Ich saß abends zwischen 19 und 20 Uhr in einem wunderschönen Schrebergarten unter Blütenbäumen und habe versucht, die Vögel zu erkennen. Das war manchmal nicht einfach, wenn die Vögelchen flink von Ast zu Ast sprangen, sich unter dem frischen Blattwerk versteckten oder kurz über dem Kopf hinweg flogen.

Vogelart Anzahl
Feldsperling (Spatz) 7
Star 3
Elster 2
Kohlmeise 2
Mauersegler 2
Gartenrotschwanz 2
Mönchsgrasmücke 1
Ringeltaube 1
Graureiher 1

Besonders habe ich mich über den Gartenrotschwanz mit seiner weißen Maske und die Mönchsgrasmücke mit der schwarzen Kappe gefreut. Diese Aktion machte so viel Spaß, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte mit dem Erspähen der fröhlichen Singvögel. Zum Abschluss hörte ich den kräftigen Flügelschlag des Graureihers, der an einem Gartenteich gespeist hatte, und sah, wie er in den Abend davon flog. Durch den Nachbargarten schlich eine Katze mit wachem Blick zu den Vögeln, die sich nun allmählich zu ihren Schlafplätzen begaben.

Neuruppin

Fontane der Stadt Neuruppin,
Als Dichter und Denker verschrien,
Stand oft in dem Garten
Und konnt’s nicht erwarten,
Wenn’s Birnen sollt‘ regnen für ihn.

David Damm, 2016

Schildkröte vermisst

Schildkröte vermisst

Auf einem kurzen Mittagsspaziergang über das Gelände der FU in Berlin-Dahlem entdeckte ich plötzlich überall diese handgeschriebenen Zettel. Unzählige Zettel, die an Bäumen, Laternen und Zäunen befestigt worden waren. Der Text variierte leicht, jedoch war rechts oben immer eine kleine, niedliche Schildkröte hin gemalt.

Als erstes fragte ich mich, wie eine maurische Landschildkröte aus einem Gehege entkommen konnte, dass vermutlich wiederum in einem Gehege lag – nämlich dem eingezäunten Garten.
Die Schildkröte überwand also eine zweifache Sicherheitsverwahrung und setzte sich schleunigst ab. Zudem muss sie einen starken Bewegungsdrang verspürt haben, wenn ich nach dem Radius der aufgehängten Zettel gehe (etwa 1-2 Kilometer). Vielleicht war sie aber auch nur schlau und hat sich bei dem wunderbar sonnigen Wetter gedacht, einen Ausflug in den Kräutergarten zu unternehmen. Vielleicht wollte sie aber auch nur eine Runde durch Nachbars Teich schwimmen, um sich abzukühlen.

Den Rest des Weges spähte ich in jedes Grün, ob sich etwas bewegte. Ich konnte die Schildkröte nicht entdecken. Vermutlich werde ich nie erfahren, was tatsächlich geschehen ist und ob die Geschichte gut ausgegangen ist.

Rottweil

Die Bürger des Kreisstädtchens Rottweil
Beschimpften den Testturm als Schrottteil.
Doch nun, wo er steht,
Ein Touri-Magnet,
Begraben sie reuig das Spottbeil.

David Damm, 2016

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Hals über Kopf

Hals über Kopf verliebt,
Bis über beide Ohren,
Bin ich nun längst in dich
Und hab‘ mein Herz verloren.

David Damm, 2008

Auf dem Bierfasswagen

Hoch auf dem Bierfasswagen,
Sitz ich beim Vater vorn,
Der Himmel so blau seit Tagen,
Prächtig gedeiht das Korn.
Bäche, Flüsse mit Fischen,
Fließen den Weg entlang,
Ich möcht‘ meine Kehle erfrischen,
Aber ich liege längst lang.
Ich möcht‘ meine Kehle erfrischen,
Aber ich liege längst lang.

David Damm, 2016

Kleingeld gesucht

Kunde: »Guten Tag, können sie mir mal bitte 10 Euro klein machen?«

Verkäufer: »Kleen machen?«

Kunde: »Ja, in Münzen.«

Verkäufer: »Münzen? Nee, dit könn wa nich.«

Schöneberger Musikanten

Ich fahre mit der S1 nach Süden. Am S-Bahnhof Schöneberg steigen zwei junge Männer mit Instrumenten zu. Sie unterhalten sich, es klingt sehr bayrisch. Die beiden Musiker werden vermutlich als Teil eines großen Orchesters in den nächsten Tagen ein klassisches Konzert in Berlin geben. Denn der eine trägt einen großen Instrumentenkasten für ein Cello auf dem Rücken, der zweite einen kleinen für eine Geige.

Sie sehen sich nach einem freien Platz um und finden ihn auf einem Dreiersitz parallel zur Fahrtrichtung. Während der erstere noch mit seinem Cello hantiert und dabei an die obere Haltestange stößt, sitzt der zweite längst mit dem zwischen die Beine geklemmten Geigenkasten.

Die S-Bahn fährt in den Bahnhof Friedenau ein. Beide schauen sich irritiert um und stellen fest, dass sie hier schon wieder raus müssen. Die Instrumente werden geschultert und das Reisegepäck nebenher gezogen.
Erst als die beiden draußen auf dem Bahnsteig stehen, fällt mir auf, dass der mit dem kleinen Geigenkasten einen kleinen Rollkoffer mit sich führt, hingegen der andere mit dem dreimal so großen Cellokasten auch eine dreimal so große Reisetasche auf Rollen zieht.

Ich werfe einen letzten Blick auf die Männer, betrachte deren Statur, die sich nicht wesentlich in Größe und Form voneinander unterscheidet und stelle mir die Frage: »Was hat der eine in der riesigen Tasche, was der andere nicht hat?«

Amselstadtkind

Amselstadtkind

Eines Morgens hinter’m Haus
Hüpften durch des Morgentaus
Wassertropfen, hier und da,
Amselkind und Glitzer-Star.

Amsel,  auf der Brust befleckt,
Hat‘ den Zaun für sich entdeckt,
Und trotz kurzem Vogelschwanz
Hielt sie aufrecht die Balance.

In der schönen neuen Welt,
Hinterhof statt Wald und Feld,
Übte sie den Lobgesang,
Ja, so fängt ein Tag gut an.

David Damm, 2016

Der Elefant

Der Elefant stand weit am Rand,
In des Geheges weißem Sand.
Dort fand er ein gestreiftes Band
Vom Zebra-Futterlieferant.

David Damm, 2016

Sonnentag

Zwischen Grün behängten Bergen
Liegt ein Dorf im tiefen Tal,
Auf der Turmuhr schlägt es Sieben
Mit dem ersten Sonnenstrahl.

Ich spaziere durch die Straßen,
Mit der Sonne im Genick,
Grüße Freunde und genieße
Jeden warmen Sonnenblick.

Hinter’m Fluss am alten Garten,
Wo die Blumen zart gedeih’n,
Treff ich dich auf uns’rer Banke,
Ja, nur dich, mein Sonnenschein.

Ganz gewiss halt‘ ich dein Händchen,
Und ich schau in dein Gesicht,
Ach, wie brennt’s in mir so fröhlich –
Vorsicht vor dem Sonnenstich!

David Damm, 2016

Welttag des Buches 2016

www.welttag-des-buches.de

www.welttag-des-buches.de

Heute, am 23. April, wird der Welttag des Buches gefeiert. Vielerorts werden Lesungen veranstaltet und Bücher werden verlost oder verschenkt.

Ich reihe mich mit meinem Blog mit einem kleinen Jubiläum in diese Reihe ein, denn inzwischen sind 100 Beiträge erschienen. Anlässlich dessen habe ich mir überlegt, einige Frühlingsgedichte aus der digitalen in die analoge Welt auf Papier zu übertragen (kurz: zu drucken) und diese in der Stadt zu verteilen.

Frühlingsgedichte zum Pflücken –
Ich schenk dir ein Gedicht!

In Berlin finden derzeit noch weitere litararische Veranstaltungen statt:

Die LoveLetter Convention hätte ich gern besucht, aber dafür muss man sich sehr frühzeitig anmelden und die Tickets sind etwas teurer. Außerdem scheint die Zielgruppe eher weiblich zu sein.
Für spontane Teilnahme eignet sich das READ!BERLIN viel besser. Es gibt neben den Wochenend- und Abendveranstaltungen auch viele Lesungen tagsüber in der Woche. Diese werden von Berufstätigen eher weniger wahrgenommen werden können. Aber ich hoffe, dass ich es schaffe, mir wenigstens eine Veranstaltung anzuhören.

Viel Spaß beim Feiern und Lesen von Büchern!

 

Zurückbleiben, bitte!

Der U-Bahn-Fahrer blickt aus seiner geöffneten Tür.
Er hält sich das Mikrofon vor den Mund und aus den Lautsprechern der Wagen tönt es:
»Zurückbleiben, bitte!«

Menschen drängen weiter in die Bahn.
Mit energischem Ton wiederholt der Fahrer:
»Zurückbleiben, bitte!!!«

Niemand hört auf ihn.
Etliche Personen springen in die Bahn hinein.
Der Fahrer wiederholt langsam und deutlich, damit ihn jeder einzelne Passagier gut verstehen kann:
»Zurück, zurück, zurück, zurück, … zurückbleiben, bitte!«

Die Türen schließen und der Zug setzt sich in Bewegung.