Silbenton

Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Archive (Seite 21 von 25)

Augenblick I – Frühling

Sanft sprudelt das Wasser der Quelle,
Zweige wiegen tanzend im Wind,
Zarte Knospen befreien sich des Mantels,
Die der Kälte verdrossen sind.
Lieblicher Duft verbreitet sich,
Erleuchtet das Farbenmeer,
Vogelstimmen erklingen hell,
Verzaubern den Wald so sehr.

Zaghaft beginnt ein neues Leben,
Dem der junge Fisch entspringt,
Unbeholfen platscht die Flosse,
Vom Rhythmus der Natur beschwingt.
Begibt sich auf die lange Reise,
Stets flussabwärts mit den Wellen,
Entdeckt die Welt mit großen Augen,
Verwunsch’ne Plätze und Gesellen.

David Damm, 2005

Liebesschmerz

Tränen rollen, Bäche fließen,
Augen brennen, Blitze schießen,
Stechen mitten in mein Herz.
Zu befreien und beschließen,
Zu ertragen und begießen –
Bittersüßer Liebesschmerz.

David Damm, 2007

Panama-Skandal

Lars spart krankhaft lang,
Tarnt das als Ballast am Schwarz-Kanal.
Harald fragt Lars am Apparat:
Darf man das?
Lars lacht kalt. – (Lachkrampf)
Lars darf das!
Das macht man ja mal.

(Startklar)
Fahrt nach Panama.
Stammgast.
Lars hat nachts Spaß.
Lars zahlt bar.
Dann klappt Lars ab.
Skandal!
Schlammschlacht!

Halt!
Wachmann fasst Lars.
Marsch ab!
Nachbarschaft bangt.
Anwalt klagt Tat an.
Paragraph Acht.
Das Strafmandat – fatal.
Bastard!

Blank.
Klamm.
Schach matt!

David Damm, 2016

Leipziger Buchmesse 2016 – Preisverleihung

Preis der Leipziger Buchmesse 2016

Am Nachmittag des ersten Tages der Buchmesse fand in der Glashalle die Verleihung des Preises der Leipziger Buchmesse statt. Um 16 Uhr hatte sich die Presse dort versammelt. Die Stühle waren bis auf den letzten Platz besetzt. Ich kam zu spät und beschloss, nicht den meist langweiligen Reden zu lauschen, sondern noch einmal durch die Hallen zu schlendern.

Es verschlug mich erneut in die Halle 5, wo auch die Selfpublishing-Anbieter vertreten waren. Ich schlich wahllos durch die Gänge auf der Suche nach etwas Besonderem, als plötzlich ein lauter Aufschrei zu hören war. Das muss ganz um die Ecke gewesen sein, so dass ich dem Ruf folgte.
Am Stand des Verlages Schöffling & Co herrschte reges Treiben. Sektgläser standen auf dem Präsentationstisch. Eine junge Frau las auf ihrem Smartphone und hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Zwei Bücher standen im Vordergrund des Tisches. Eine weitere junge Frau gesellte sich dazu und lies die Sektkorken knallen. Sie füllten die Gläser mit dem sprudelnden Getränk, das vielleicht auch Champagner war.

Frohburg ist das gewichtigste Buch dieser Tage. In jeder Hinsicht.

– Andreas Platthaus, FAZ

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Leipziger Buchmesse 2016 – Erste Eindrücke

Leipziger Buchmesse, Fokus Bildung, 17.-20. März 2016

Dieses Jahr darf ich als Presse-Blogger von der Leipziger Buchmesse berichten. Meinen Presseausweis als »Freier Journalist« bekam ich per Post zugesandt. Die Anreise von Berlin erfolgte mittels Zug, der, wie zu erwarten bei solchem Ereignis, sehr gut gefüllt war. Vom Bahnhof Leipzig Messe bewegte sich die stoßweise ausgekippte Menge die letzten Meter zu Fuß, mit alten Straßenbahnen oder Bussen zum Messegelände.
Ich war auf der Suche nach dem Eingang zum Pressebereich, um dort meine Vorab-Akkreditierung aktivieren zu lassen. Laut beigelegtem Geländeplan sollte ich auf der rechten Seite des langen Glasgebäudes fündig werden. Ich fand aber keinen Wegweiser mit der Aufschrift »Presse«, so dass ich am Haupteingang angelangt nachfragte, wo ich hin müsse. Ich wurde angewiesen den gesamten Weg entlang des Wasserbeckens zurückzugehen und dann an der Seite eine Treppe nach oben zu nehmen, genau dorthin, wo die Fahnenmasten stehen und die Fahnen der Aussteller wehen.

LBM 2016 - Das blaue Sofa

In der Haupthalle, der sogenannten Glashalle, wo trotz Temperaturen von knapp über Null draußen, drinnen tropische Hitze herrschte, waren einige große Fernsehsender vertreten. Vom ZDF war »Das blaue Sofa« da, desweiteren 3sat, arte und mdr. In der Mitte der Glashalle gab es einen abgesperrten Bereich mit Bühne und zahlreichen Stuhlreihen, wo am späten Nachmittag die Gewinner des Leipziger Buchmesse Preises bekannt gegeben werden sollten.

Vom Publikum her merkte man schnell, dass sehr viele Schulklassen, die die Buchmesse möglicherweise als Wandertag nutzten, als auch Renter und Frauen jeden Alters anwesend waren. Unterrepräsentiert waren eindeutig die jungen Männer. Da die Messe mitten in der Woche an einem Donnerstag startete, war es nicht ganz so voll wie an einem Samstag oder Sonntag, doch konnte man längst nicht von leer sprechen.

Mit dem Veranstaltungsplaner von der Messe-Webseite hatte ich mir ein volles Programm an Buchvorstellungen, Gesprächen und Diskussionen zusammengestellt. Also nichts wie rein ins Getümmel!

LBM 2016 - Erste Eindrücke

Alle Informationen zur Leipziger Buchmesse sind zu finden unter www.leipziger-buchmesse.de.

Märzenbecher

Im Märzen, wenn die Lust beginnt,
Das Leben zu genießen,
Wenn Herz zu Herz hinüber springt,
Und Glückshormone schießen,
Dann werden Glöckchen ausgeleert,
Und Frühlingssäfte fließen,
Dann wird der Winter ausgekehrt,
Wenn Märzenbecher sprießen.

David Damm, 2016

Friedrichslust

Steigt man am U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz aus der U2, steht man, wenn man den nördlichen Ausgang benutzt, an einer Kreuzung, an der die Schönhauser Allee und der Prenzlauer Berg beginnen. Ich folge der Straße auf der rechten Seite und blicke mich immer wieder um, was es zu entdecken gibt. Hier ist eine alte Fleischerei, die nun ein Restaurant beherbergt. Innen und außen bestimmen alte, verwaschene Kacheln und Fliesen das Bild. Lange Holzbänke und ein Kronleuchter laden zum Verweilen ein. Aber nachmittags um halb drei an einem Sonntag ist geschlossen, so dass man meinen könnte, nicht in Berlin, sondern auf einem Dorf zu sein.

Graffiti Schönhauser Allee 8

Neben der Fleischerei erspähe ich einen Durchgang zu einem Hinterhof. An einem Treppenaufgang am Ende des Hofes ist ein kunstvolles Portrait angesprüht. Ein weiterer Durchgang, an dessen dunkler Decke ich zwei Kronleuchter ausmachen kann, führt zum zweiten Hinterhof. Ich verspüre Neugierde in mir und sehe mir das genauer an.
Sah das Graffiti aus der Ferne fotorealistisch aus, entpuppt es sich aus der Nähe als eine Art Mosaik. Farbflächen in verschiedenen Grautönen lassen das Gesicht eines Mannes mit Basecap entstehen. Im Hintergrund abstrakte Formen aus Linien und Farben. Über dem Gemälde ist eine lange nicht mehr benutzte Luke mit der Aufschrift: »Aufzug. Rollenraum.« Weiter oben bröckelt der Putz von der Fassade und es gibt Ziegel, die den Fliesen der Fleischerei gleichen.
Im zweiten Durchgang steht allerlei Kram herum, wo ich nicht genau sagen könnte, ob es sich um Kunst handelt oder nicht. An einer Tür steht der Name »Friedrichslust«. Ich vergewissere mich, dass es keine roten Lichter gibt, und bin beruhigt. Friedrichslust ist ein Geschäft für Antiquitäten und Kunst. Einiger Krempel steht vor der Tür oder hängt am Torbogen, vermutlich weil drinnen kaum noch Platz dafür ist. Für einen Blick hinein muss ich noch einmal wiederkommen. Es ist ja Sonntag.

Eine nachträgliche Recherche hat ergeben, dass »Friedrichslust« diesen Ort (Schönhauser Allee 8, 2. Hinterhof rechts) verlassen wird und in die Nähe des Schloss Charlottenburg umzieht. Aufgrunddessen soll es jeden Samstag im März von 12 bis 18 Uhr einen Garagenflohmarkt geben. (Meldung auf Facebook vom 4.3.2016)

Vogel von der Trauerweide

Es saß einmal ein alter Mann
Bedrückt am Trauerweidenbaum,
Sich fern des Glücks von einst besann,
Erstrahlte es in jedem Raum.

Er dachte an die guten Tage,
An jene, welch‘ sein Herz geliebt,
Doch überfiel ihn Schmerz und Klage,
Als nun er fortan einsam blieb.

Mit mattem Haupt und tief gesenkt
Verweilt‘ er ewig auf der Bank,
Dort unter’m Baum, von Angst bedrängt,
Und wurde liebeskränker krank.

Da sang ein Vogel von der Weide,
So hell und fein, er scheute nicht,
Sprach zu ihm Mut, trotz dessen Leide,
Denn wenn du liebst, so lieb auch dich.

David Damm, 2007

Winterlinge

Auf von Schnee befreiten Wiesen,
Wo Natur schon bald gedeiht,
Knospen freudig winz’ge Blümchen,
Gold gekrönt mit grünem Kleid.

Weiße Glöckchen läuten leise,
Wenn der Wind geht – klingeling.
Überall erblüh’n die Pünktchen,
Eine Vielzahl Winterling’.

David Damm, 2016

Dessau an der Mulde

Ich bin auf der stadtfernen Seite der Mulde. Hinter mir nur Wald und der Tiergarten. Ein acht Kilometer langer Rundweg führt durch ein Vogelschutz- und Überschwemmungsgebiet, das von mehreren Seitenarmen der Mulde durchzogen wird. Der Vollmond steht am Nachthimmel und lässt sein Licht in den Wellen des Flusses spiegeln. Es ist kalt.

Eine geschwungene Brücke führt hinüber in die Stadt Dessau. Sie wurde ohne Brückenpfeiler errichtet, um dem Hochwasser und der starken Strömung des Wassers trotzen zu können. Bei jedem Tritt schwingt die Konstruktion und ich muss Vertrauen haben, dass sie hält. Ein Pärchen steht in der Mitte im Schein der schwachen Beleuchtung. Ich frage mich, warum sie sich dort seit über zehn Minuten aufhalten. Aber vielleicht fragen sie sich das auch von mir.

Ich vernehme wiederholt ein helles kurzes Geräusch und spüre wie die Vibrationen zunehmen. Der Kerl springt mit Schwung in die Höhe und hämmert seine Füße auf den Beton. Sie zückt ihr Smartphone und macht ein Foto davon. Das stachelt ihn an, ein stählernes Abspannseil zu packen und seine Muskeln spielen zu lassen. Während das Springen nur ein leichtes auf und ab der Brücke verursachte, beginnt sie nun auf voller Länge um mehrere Zentimeter nach links und rechts zu schwingen. Ich fühle mich wie auf einem Schiff mit Seegang und gerate ins Schwanken. Ob die Konstruktion für solche Beanspruchung ausgelegt ist, weiß ich nicht. Mir wird mulmig und ich denke, nichts wie vorbei und runter von der Brücke. Sollen die beiden doch allein baden gehen. Das Pärchen verstummt für einen Moment als ich auf ihrer Höhe bin. Schnelleren Schrittes erreiche ich das andere Ende und verschwinde Richtung Altstadt.

Hinter dem Johannbau des Stadtschlosses ist das Sternbild des Orion zu sehen. Ich gehe durch die Überreste eines Portals, das die alte Schlossmauer erahnen lässt. Figuren schauen mich aus dem Dunkel an. Von Dessaus Altstadt ist nicht viel übrig. Plattenbauten füllen die Lücken auf. Dann die alte Marienkirche mit ihrem hübschen Türmchen. Über die Schlossstraße komme ich zu meinem Hotel.

Am nächsten Morgen führt mein Weg an der Anhaltischen Landesbücherei vorbei. Ein an die Wand geschmiertes Graffiti drängt sich in den Vordergrund:

Pornos erst ab 18

Ich muss schmunzeln und denke mir, Dessau, ich komme wieder!

Anhaltische Landesbücherei Dessau

Musik-Möwen

Möbius‘ Musik-Möwen müssen möglichst meine Musik mögen.
Meine Musik müssen möglichst Möbius‘ Musik-Möwen mögen.

David Damm, 2016

Der Winter ist vorüber

Der Winter ist vorüber,
Es wächst ein neues Jahr.
Hier grünen schon die Knospen,
Die Kraniche zieh’n da.
Es tönen ihre Rufe,
Die Vögel stimmen ein,
Mit aufgeregtem Zwitschern –
Das muss der Frühling sein!

David Damm, 2016

Der berühmte erste Satz

Ist der berühmte erste Satz ein Mythos? Oder warum wird ihm so viel Bedeutung beigemessen? Der erste Satz ist doch einfach nur ein Satz, der eine Geschichte von mehreren tausend Sätzen einleitet. Und diese Geschichte muss den Leser mitreißen. Manch ein Autor versteht es, schon mit dem ersten Satz, oder sagen wir besser den ersten zehn Seiten, den Leser zu packen, so dass dieser das Buch nicht mehr beiseite legen kann. Stellt man sich den Roman als ein Bewerbungsschreiben für einen Job vor, so enspräche der erste Satz gerade mal der Anrede. Diese sollte in einer Bewerbung natürlich fehlerfrei und ansprechend sein, ist aber weder ein Garant für eine Einladung zum Vorstellungsgespräch noch für eine erfolgreiche Anstellung.

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Rote Edelrose

Große rote Edelrose
Piekst durch Rosenbotens Hose,
Dass er mit verrenkter Pose
Atemlos im Moose hockt.

Es gibt Opfer – ohne Tote,
Blut tropft aus des Botens Pfote,
Zellulose trocknet’s Rote,
Nur die Fuhre ist verbockt.

P.S. Eine feine Anekdote!

David Damm, 2016