Silbenton

Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Archive (Seite 22 von 25)

Des Menschen Freund

Wenn den Menschen Zweifel plagen,
Was ist richtig und was nicht,
Wird er einen Freund befragen,
Der durch Ehrlichkeit besticht.

Ist der Mensch bisweilen einsam
Und erhält kein Augenmerk,
Sehnt’s ihm dennoch nach Gemeinsam:
Zuneigung und Liebeswerk.

Wenn der Mensch durch große Schmerzen
Seine Seele fest umzäunt‘,
Wünscht er sich in seinem Herzen
Einen immertreuen Freund.

Hat der Mensch den Freund gefunden,
Der ihm diese Dinge schenkt,
Bleibt er ihm allzeit verbunden,
Froh und dankbar – unbeschränkt.

Übrig bleibt die letzte Frage,
Wo man solche Freunde trifft?
Glaubt ihr mir, wenn ich euch sage,
Unter Menschen sicher nicht?

David Damm, 2016

Hoch die Hände, Wochenende!

Hoch die Hände, Wochenende,
Tönt es übers Marktgelände,
Endlich ist es Arbeitsende!
Ich zerwühle Kleidbestände,
Nach nem neuen Tanzgewände.
Mauerpark ist Kult-Legende!
Find ne fesche Augenblende,
Mit dem neusten Modetrende,
Gegen kleine Bargeldspende.
Überquer die Gleisabstände,
Straßenbahnenschleifewende,
Fahre in die Forstbestände,
Tegel, Wasser, Bio-Strände.
Selfie mit ner Offenblende,
Hole mir dort Sonnenbrände,
Bräuchte kühle Notverbände,
Eine Frau plus zarte Hände,
O, wie gern ich eine fände,
Ihre Blicke sprächen Bände,
Wenn ich die Signale sende:
Hoch die Hände, Wochenende!

David Damm, 2016
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Chauffeur

Er chauffierte sie,
Sie echauffierte sich,
Er musste weiter schalten,
Sie schalt ihn: »Ignorier mich nicht!«

David Damm, 2016

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Die letzte Nacht

Die schmale Sichel des Mondes hing knapp über den Dächern und leuchtete in Karls Kinderzimmer hinein. Sein Bett stand nah am Fenster. Er blickte durch die Fenstersprossen und die leeren Baumzweige hindurch zum Himmelszelt. Der Mond senkte sich und die Sterne zeigten ihr Funkeln. In der Straße wurden einige der letzten Gaslaternen der Stadt entzündet.
Karl hörte das Herabdrücken einer Türklinke. Er blickte zur Tür und sah, wie das Licht im Türspalt erlosch. Die Eltern zogen sich in das nebenan liegende Schlafzimmer zurück und die Wohnung verfiel in einen tiefen, ruhigen Schlaf.
Karl wälzte sich in seinem Bett hin und her und fand keine geeignete Schlafposition. Wie hätte er auch nur schlafen können? Morgen ist der Heilige Abend – endlich! Seit Wochen erwartete er ihn sehnsüchtig. Seine Gedanken kreisten um seine Wünsche und die Geschenke, die er sich erhoffte. Ob er dieses Jahr endlich den ferngesteuerten Truck bekäme? Er malte sich aus, wie er ihn noch am Nachmittag ausprobieren wolle, draußen auf dem Sportplatz. Wenn es dann schon dunkel wäre, würde er die Scheinwerfer und die Beleuchtung einschalten. Mit Vollgas könnte er Runde um Runde auf der Tartanbahn drehen und die Vögel, die ihm in die Quere kämen, würde er mit dem mächtigen Signalhorn verscheuchen. Ein breites Grinsen huschte über sein Gesicht. Weiterlesen

Katzen kratzen

Katzen kratzen
Mit den Tatzen
Kleine Spatzen
Bis sie platzen.

David Damm, 2015

Feuerlöscherwandhydrant

Bemerkst du einen kleinen Brand,
Der durch ’nen Funkenschlag entstand,
In einem Haus mit Wohnbestand,
So schlag Alarm im Hausverband.

Und findest du an einer Wand
Den Feuerlöscherwandhydrant,
So schnapp ihn dir mit einer Hand
Und lösch den Wohnungszimmerbrand.

Doch hast du keinen Wandhydrant,
Und nur ’nen flachen Wasserstand,
Dann nimm ’ne Schippe voll mit Sand.
Und die Gefahr ist rasch gebannt!

David Damm, 2015

Vorsicht, Hund!

Vor mir, auf dem schmalen, unebenen Kopfsteinpflastergehweg steht ein Mann. Zu seiner linken sitzt ein großer schwarzer Hund. Er blickt sein Herrchen erwartungsvoll an. Herrchen macht eine Vorwärtsbewegung mit der Hand und geht weiter. Der Hund – bleibt sitzen. Der Mann dreht sich um und spricht zu ihm. Jetzt bin ich fast auf gleicher Höhe. Der Mann gibt ein Kommando und streckt die Hand aus. Der Hund bleibt brav sitzen. Ich überhole die beiden. Ohne mich umzudrehen, höre ich ein weiteres Kommando. Der Hund setzt sich in Bewegung.
»Vorsicht, Hund!« ruft der Mann. Gewarnt drehe ich mich um und sehe, wie eine schwarze Dampfwalze auf mich zu rollt. Das arme Tier schafft es kaum, sich vom Erboden zu lösen, und schnauft wie ein Walross. Die Sabber läuft aus dem Maul. Jeden Moment könnte er versuchen, mich anzuspringen. Ich analysiere blitzschnell, ob er überhaupt fähig ist, seinen fülligen Leib aufzubäumen. Doch herausfinden will ich das nicht. Denn wenn er es schaffen würde, könnte er mich leicht zu Boden reißen. Mit meiner ausgestreckten Hand halte ich ihn auf Abstand und erhalte zum Dank eine feuchte, schleimige Begrüßung. Er versucht mit seinem Schwanz zu wedeln, doch irgendwie sieht es sehr ungeschickt aus – die Fettpölsterchen wabern wie Pudding.
»Ja, es ist deiner«, ruft der Mann besänftigend. Da sehe ich, dass in seinem Maul ein Hundeknochen steckt – den ich ihm keineswegs streitig machen will. Vor Freude versucht er, gleichzeitig zu knurren, zu bellen und zu schlabbern. Doch das wird nichts. Er blickt zum Herrchen und ich nutze den Moment, und hänge ihn mit wenigen festen Schritten ab. Ein kurzer Blick zurück und mir kommt der Spruch »Wie der Herr, so sein Gescherr« in den Sinn. Und tatsächlich, die Ähnlichkeit zwischen Hund und Herrchen ist unübersehbar.

Alle Jahre wieder…

Das monatliche Schreibcafé in der Ingeborg-Drewitz-Bibliothek hatte, so kurz vor Weihnachten, genau dieses Fest als Thema. Alle Jahre wieder stürzen sich die Menschen in die Geschäfte, um die allerletzten Geschenke für ihre Liebsten zu besorgen. Es muss etwas Schönes her, damit das Beisammensein unterm geschmückten Tannenbaum unvergesslich wird. Und so bricht vor der eigentlich so stillen Weihnacht die allgemeine Unruhe, Nervosität und Hektik aus.

Zur besinnlichen Einstimmung auf das Thema wurde eine Pralinenschachtel herumgereicht und jeder durfte zugreifen. Halt, nicht ganz! Die Schachtel wurde über den Tisch geschoben, und das mit so viel Schwung und Vorfreude, dass die Pralinen aus der Schachtel flogen und sich über den Tisch verteilten. Auf zum frohen Schreiben und zur ersten Übung! Weiterlesen

Akustischer Weihnachtskalender 2015

Auch in diesem Jahr gibt es wieder einen akustischen Weihnachtskalender. Bis zum 24. Dezember wird es jeden Tag eine kleine Geschichte oder ein Gedicht zu hören geben. Von 24 verschiedenen Autorinnen und Autoren.

Also nichts wie reinhören!

Und nicht vergessen, anschließend die Webseiten der fleißigen Autoren zu besuchen. 😉

Ein großer Dank geht an Carsten Koch, der vor einigen Jahren diesen akustischen Weihnachtskalender ins Leben gerufen hat und ihn für jede Adventszeit aufs neue befüllt.

Safari

Fari war mit Fahrrad auf Safarifahrt durch Afrika,
Da sah Fari eine Safranammer – die stammt aus Südamerika.
Fari fragt: »Was führt dich hier nach Afrika?«
Die Ammer zilpt: »Besuche die Zippammer da!«

Tag der Poesie

Nach einer Woche Wandern auf dem Westweg durch den Schwarzwald sind wir in Basel angekommen. Wir haben zwei Tage Zeit, die Stadt zu besichtigen. Und Basel empfängt uns mit Wohlwollen. Der Himmel strahlt blau, ein kleiner Wind weht durch die Straßen. Wir bewegen uns vom Messeplatz in Richtung Altstadt und stellen mit Freude fest, dass Basel eine entspannte Stadt ist. In der Innenstadt sind kaum Autos zu sehen. Nur Fußgänger, Radfahrer mit ihren Velos und einige Mofas. Wir queren die mittlere Brücke über den Rhein. Weiße Fahnen wehen hier im Wind und zeugen vom gestrigen White Diner auf dem Marktplatz. Am Ende der Brücke biegen wir links ab in den Rheinsprung und ein weißes Plakat mit einem Gedicht steht am Straßenrand.

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Neulich beim Backshop

Belegtes Brötschen 1 £
Maschinen Kaffe Tschibo 1 £
Fliter Kaffe 60 cents
jeden Tag knuspring frisch u. lecker

Gesehen in Berlin, Soldiner Straße

Der Stieglitz

An einem Sommermorgen,
Der Himmel tief und grau,
Steh ich an einer Wiese
Und seh‘ die Vogelschau,
Seit Stunden ist’s im Gange,
Mit Sonnenaufgang schon,
Hier flattert’s und da zwitschert’s
In aufgeregtem Ton.

Ein dutzend kleiner Vögel
Erhebt sich mit dem Wind,
Mit rot getupften Köpfen
Und gelben Flügelbind‘,
Verziert mit weißen Bäckchen,
Die Schnäbel lang und spitz,
Bin ich erfreut und lausche
Dem Ruf des Stiegelitz.

David Damm, 2015

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Gute Reise

Im Schatten einer Eiche,
Auf grün bemoostem Grund,
Erwacht ein Steinpilz leise,
Faustgroß bekappt und rund.
Der Sonne Strahlen leuchten,
Beflecken Wald und Flur,
Auf wilden Wiesen scheuchen
Die Störche die Natur.

Der Silberlinde Früchte,
Beflügelt durch den Wind,
Die Storchenkinder flügge,
Der Abschied naht geschwind.
Hoch über gold’nen Ähren,
Bekreisen sie das Feld,
Bis südlich über Meere,
Fort in die weite Welt.

David Damm, 2015

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Kommunikationsproblem am Paketschalter

Die Schlange am Paketschalter ist gegen 18 Uhr – Feierabendzeit – bemerkenswert kurz. Ich halte meinen Personalausweis bereit. Auf gut dünken und ohne auf die Benachrichtigungskarte zu warten, möchte ich meine Sendungen abholen, die zuvor seit einer Woche im Verteilzentrum in Rüdersdorf gelagert hatten. Letzten Freitag wurde der erste und einzige Zustellversuch unternommen. Anschließend wurden sie in die Filiale geliefert.

Ich: „Guten Tag, ich möchte zwei Päckchen abholen!“
(Ich reiche meinen Personalausweis über die Theke.)

Postfrau: „Ach ja, Flemmingstraße…“

Ich schaue über die Theke, reagiere nicht weiter und denke, ja, dort wohne ich.

Postfrau (zischelt): „Hausanschrift?“

Pause.

Postfrau (zischelt ungeduldig): „Hausanschrift!“

Ich (verwirrt): „Wie bitte? Was meinen Sie?“

Postfrau (wirsch): „Ob das die Adresse für die abzuholenden Päckchen ist?“

Ich: „Ja.“

Innerlich zucke ich mit den Achseln. Für welche Adresse hätte ich denn sonst ein Päckchen abholen sollen, wenn ich meinen Personalausweis vorzeige?

Sie verschwindet einen Moment und kommt tatsächlich mit zwei Päckchen wieder.

Uff eenem Been

Uff eenem Been kannste nich stehn,
Doch haste zwee, kannste weiterjehn!

Abholungsbenachrichtigung

Habe Post von der Post bekommen. Abholungsbenachrichtung. Soll ein Päckchen in der Filiale abholen, dass ich schon letzten Donnertag – vor fünf Tagen – dort in Empfang genommen habe. Die Post hat Humor! 🙂 Vielleicht sollte sie beim Zustellen von Abholungsbenachrichtigungen nicht auf ihren eigenen Service, sondern auf andere Anbieter setzen. Merke: System redundant auslegen!

Autorenstammtisch Berlin

Nachdem ich vor einigen Wochen auf www.autorenwelt.de angeschrieben worden war, ob ich Lust an einem Autorenstammtisch in Berlin hätte, war es nun heute so weit. Diese erste Zusammenkunft von interessierten Schreibern fand bei einem Italiener am Marheinekeplatz in Kreuzberg statt. Von den Urban Sketchers in Berlin, die manchmal in der Markthalle zeichnen, kannte ich diesen Platz, musste aber feststellen, dass ich in dieser Ecke noch nie gewesen bin.

Kurz vor Sieben betrat ich das Restaurant, fragte einen Kellner nach dem Autorenstammtisch und wurde in den hinteren Raum verwiesen. Links an einem Tisch saßen schon einige Leute, die sich bei Speis und Trank angeregt unterhielten. Ich vermutete, dass sie sich untereinander kannten und etwas früher getroffen hatten. Am Tisch daneben ließ ich mich nieder und war gespannt, wer noch kommen und wann es richtig losgehen würde. Wenig später trafen die nächsten Gäste ein und wirkten ein wenig überrascht aufgrund der Tischordnung. Die Tische waren nicht in eine besondere Form gebracht worden, z. B. ein U oder ein großer Kreis, sondern boten jeweils Platz für 4-8 Personen, bei ca. 30 zu erwartenden Teilnehmern. Alle Tische waren mit weißen Servietten und Besteck eingedeckt und suggerierten, dass wir gleich ein üppiges Mahl zu uns nehmen müssten, statt uns über Literatur und das Schreiben bei einem Getränk zu unterhalten.

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