Silbenton

Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Archive (Seite 25 von 25)

Gelebt

von David Damm

Müdigkeit umringt mein Auge,
Fällt dem Lid schwer ins Gesicht.
Vergeblich durch die Nase sauge;
Perlensauerstoff – es sticht.

Mein Herz pocht mir ganz still im Takt,
Kaltbleiche Hand umschließt es schon.
Ich ringe mit des Teufels Pakt
Und krächze meinen letzten Ton.

Sonnenbogen

Sonnenbogen bunt verwischt
Vertreibt das nimmersatte Grau,
Mondes Schein im Glanz erlischt,
Glitzert schwach im Morgentau.

David Damm, 2013

Poetika

Vor gut zwei Monaten ist eine Anthologie unter dem Namen »Poetika« erschienen. Sie trägt den Untertitel »Lassen Sie sich von lyrischen Strophen verzaubern« und widmet sich ausschließlich der Lyrik.

Das Taschenbuch umfasst 176 Seiten und hält 124 Gedichte von 39 Autorinnen und Autoren bereit. Das Buch ist breit gefächert und trifft verschiedene Themen, wie z. B. Natur, Liebe, Erotik, Trauer und Freundschaft.

Von mir wurden die folgenden drei Gedichte beigesteuert:

Die Anthologie kann bei Amazon erworben werden.

Oktober

Städter eilen durch die Straßen,
Wo die Einsamkeit entspringt,
Wenn die Kälte vor den Mänteln
Unter Haut und Leder dringt.

Wolken walzen über Häuser,
Hoch wie Türme steh’n sie starr,
Grau in grau trotzt die Fassade,
Und ein Fenster klappert da.

Regen prasselt gegen Scheiben,
Schirmchen biegen sich gar krumm,
Könnt‘ ich nur ein Stück verweilen,
Und Entfliehen vor dem Sturm.

David Damm, 2013

Blitz-Marathon

Am gestrigen Tag von 6 Uhr morgens bis heute 6 Uhr in der Früh wurde der 1. bundesweite »Blitz-Marathon« in Deutschland durchgeführt. Die Aktion an sich ist zweifelsohne lobenswert, denn jeden Tag verlieren viele Menschen ihr Leben im Straßenverkehr. Nur der Begriff »Blitz-Marathon« ist ungünstig gewählt; suggeriert er einem im ersten Moment, dass es sich um eine Lauf-Veranstaltung handeln würde, so dass man vor dem inneren Auge die Blitzer die Marathondistanz von 42,195 Kilometern flitzen sieht. Und da das Ziel eines Marathons der Erste und Beste zu sein ist, läßt sich nur mutmaßen, ob die Polizisten der einzelnen Bundesländer einen Wettstreit über die meisten geblitzten Raser austrugen.

Statt »Blitz-Marathon« sollte man einfach das Wort verwenden, das es am Besten beschreibt: Geschwindigkeitsmessung bzw. -kontrolle.

Zigeunerschnitzel

Die deutsche Sprache ist eine schwierige Sprache. Viele Begriffe können mehrere Bedeutungen haben und im schlimmsten Fall politisch unkorrekt sein. In Hannover wurde vor kurzem die Diskussion über den diskriminierenden Aspekt der Wörter »Zigeunerschnitzel« und »Zigeunersauce« angestoßen. Die Neue Presse Hannover fragte: Ist jetzt Schluss mit dem »Zigeunerschnitzel«?, und die Süddeutsche berichtet aktuell über die Verbannung des »Zigeunerschnitzels« aus Hannover.

Es hat den Anschein, als würde nach dem »Negerkuss« u.a. auch das »Zigeunerschnitzel« aus dem Sprachschatz verschwinden. Der Duden, das Nachschlagewerk der deutschen Sprache, hält aber weiterhin beide Wörter in seinem Wortschatz bereit, siehe hier und hier.

Offen bleibt die Frage, wie lange es dauern wird, bis sich weitere Bevölkerungsgruppen gegen ihre Verwendung in Speisen wehren werden, allen voran die Wiener wegen des diskriminierenden »Wienerschnitzels«, die »Hamburger« (Fast Food), die »Berliner« (Pfannekuchen), die »Thüringer« (Rostbratwurst).

Nunja, als wenn wir sonst keine Sorgen hätten.

Herbstlust

Der Wind bläst durch die Wipfel,
Zerwühlt das Laubgewand,
Und wirbelt bunt die Blätter,
So wild, aus Lust entbrannt.

Die Sonne strahlt hernieder
Und scheint mit gold’nem Licht,
Dass rot die Wangen glühen
In Herbstes Angesicht.

Die Früchte dieses Sommers,
Gesüßt vom Sonnenkuss,
Geerntet von dem Winde
Zum sinnlichen Genuss.

David Damm, 2013

Download Herbstlust.mp3

Wahltag

Mit Tippeln und Tappen
In Stöckeln und Schlappen
Schreitet das Fußvolk voran.
Familien und Pärchen,
Und Hündchen mit Herrchen
Kommen im Wahllokal an.

In Hemd und Krawatte
Beginnt die Debatte
Während des Wartens im Gang.
Wen sollte man wählen,
Denn jeder wird zählen –
Die nächsten vier Jahre lang.

Den Ausweis gezückt,
Mit dem Zettel bestückt
Gehts rasch ins Kämmerlein.
Das Kreuzchen hier setzen
Und nur nichts verpetzen,
Denn diese Wahl ist geheim!

Herbstball

Meine Finger wohl geformt,
Rund zu einer hohlen Hand,
Fällt das Licht verspielt in Wellen,
Kitzelt leicht, fast unerkannt.

Und ein Wind geht durch die Gräser,
Knistert Laub, zerzaust mein Haar,
Blätter tanzen endlos Walzer,
Lichtfonie ganz sonderbar.

Und die Sonnenstrahlen bündeln,
Fangen sich auf meiner Haut,
Herbstball spendet letzte Wärme,
Sommers Abschied winzig laut.

13. Internationales Literaturfestival Berlin

In gut einer Woche startet das 13. Internationale Literaturfestival Berlin vom 4. bis zum 15. September 2013. Kurz vor der Eröffnung findet am 4. September die Aktion „Berlin liest“ statt, an der jeder Autor oder Lesende ganz einfach selbst teilnehmen kann. Von 6 Uhr morgens bis 17.30 sind alle Berlinerinnen und Berliner oder deren Gäste dazu aufgerufen, Texte ihrer Wahl öffentlich vorzutragen. Das können Gedichte, Kurzgeschichten oder Auszüge aus einem Roman sein. Die Lesedauer sollte zwischen 5 und 15 Minuten liegen. Der Vortragsort kann ebenfalls frei gewählt werden – in einem Cafe, an der Straßenecke, auf dem Spielplatz, in der Straßenbahn oder im Stadion. Weiterlesen

Der Teich

Libellen, Frösche, Goldfischlein
Tummeln sich im Sonnenschein
In dem von Schilf umsäumten Teich.
Schmetterlinge, Hummeln, Bienen
Müssen sich die Ruh verdienen,
Sammeln Nektar süß und reich.

Sommerregen

Senkrecht liege ich im Sofa
Starre in die grauen Waben
Weit geöffnet nur ein Fenster
Schwüle Luft steht still erhaben.

Regen klopft an jede Scheibe
Rauscht von rechts nach links hinab
Monoton betört er leise
Und tropft taub tiptap tiptap.

Dann und wann ein Blitzgewitter
Donner grollt mit Echohall
Stürzt von Wand zu Wand erschütternd
Blitz und Donner werden Knall.

Senkrecht liege ich im Sofa
Arme schließen mich fest ein
Meine Sinne werden schwächer
Ruhen sanft und schlafen ein.

David Damm

Unwetter

In den letzten Nächten gab es in Berlin kräftige Sommergewitter. Es hat aus Kübeln geschüttet und unaufhörlich geblitzt und gedonnert. Da habe ich schnell meine Kamera gepackt, auf ein Stativ hinter die Fensterscheibe gestellt und mehrere Serien von jeweils 9 Fotos geschossen, wobei ich jedes einzelne 10 Sekunden belichtet habe. Die Blitz-Ausbeute lag sicher unter 5%, jedoch hat es für einen schönen Doppelblitz gereicht.

Philipp und der grüne Ball

Philipp fegte den Strand entlang und wirbelte hinter sich eine kleine Staubwolke auf. Lachend und schallend spielte er mit seinem grünen Ball, den ihm sein Vater geschenkt hatte. Es war ein wundervoller Sonntag am Meer. Die Sonne schien so warm auf die Haut, dass es zu Kribbeln begann. Der Himmel strahlte so blau wie das Lieblingseis von Philipp. Er liebte es so sehr, dass er jeden Abend freiwillig um Acht zu Bett gehen würde, wenn er zuvor eine große Kugel Schlumpfeis bekäme.

Philipp tobte am Wasser hin und her und schoss seinen grünen Ball mit aller Kraft in den blauen Himmel. Im hohen Bogen flog der Ball davon, als handelte es sich um einen Vogel. Philipp sah ihm erstaunt nach. Und rannte hinterher. Da geriet er ins Wanken, stolperte über eine Sandburg und fiel der Länge lang zu Boden.

Weiterlesen

Erdbeermund

Verlockend, lieblich und gesund,
Zarte Lippen, weich und rund,
Küsse schmecken ach so bunt,
Dein zuckersüßer Erdbeermund.

David Damm

Sehnsucht

Wenn des Nachts die Sterne zieh’n,
Nur der Mond das Land erhellt,
Sitzt du stumm in deinem Zimmer,
Wo der Schein durch’s Fenster fällt.

Und dein Blick irrt in die Ferne,
Sucht das Glück im weiten Land,
Dort, wo einst der schöne Jüngling,
Vor dem Fenster wartend stand.

Damals schenkt’ er rote Rosen,
Lieblich duftend, nur für dich,
Um die Botschaft zu verkünden:
»Du, mein Herz, ich liebe dich!«

Doch als dann der Winter kam,
Ging er fort auf leisen Sohlen,
Riss das Herz aus deiner Brust,
Hat’s für allezeit gestohlen.

Jeden Tag sitzt du am Fenster,
Hoffend auf der Liebe Schwur,
Einsam, traurig und verbittert,
Geblieben ist die Sehnsucht nur.

David Damm, 2006

Frühling in Berlin

Der Frühling – zag und unscheinbar –
Zieht durch die Straßen von Berlin
Und rüttelt an den Glockenblumen,
Die weiß wie Schnee ringsum erblüh’n.

David Damm

Winter

der wind – er pfeift
der schnee – er tobt
der see – er gluckt
das eis – es kracht
das nass – es klatscht
die zeit – sie rinnt
der mensch – er friert

David Damm

Poesie der Nacht

Die Poesie der Nacht
Schmiegt sich in deine Arme,
Umklammert dein vertrocknetes Herz,
Um es bis zum nächsten Morgen
Aufblühen zu lassen.

David Damm