Silbenton

Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Archive (Seite 4 von 25)

Sternstunde

Staunend steh ich auf der Straße
Den Blick hoch in die Nacht gestellt,
Denn hinter all den Gaslaternen
Gibt es noch eine and’re Welt.

Sind’s in der Stadt nur hundert Sterne,
Sind’s auf dem Land schon tausend mehr,
Wie viele funkeln über allen?
Wer weiß, das Zählen fällt mir schwer.

Doch unterm Licht der Sternbildzeichen
Zieh’n Gänse südwärts irgendhin,
Verborgen sind sie meinen Augen,
Ihr Schnattern ist mir Lustgewinn.

Des Mondes Sichel wird bald sinken,
Sie steht knapp überm Nachbarhaus,
Der Mond scheint jetzt so hell, viel größer,
Ich gebe innerlich Applaus.

Kühl ist es um mich geworden,
Meine Lippen zittern, beben,
Ach, wie schön, es lässt mich spüren,
Welch ein Glück es ist zu leben.

David Damm, 2021

Köthen

Ein Musiker lebte in Köthen,
Der spielte am liebsten auf Flöten,
Und stand er im Garten,
Blies alte Kantaten,
So kamen und lauschten nur Kröten.

David Damm, 2021

Was der Rattenfänger von Hameln in Niedersachsen ist, ist der Krötenfänger von Köthen in Sachsen-Anhalt. 😉

Herbstfrische

Wer jetzt in seiner Stube sitzt,
Die Türen fest verriegelt,
Den muss man packen, und dann flitzt
Man raus geschwind zum nahen See,
Wo’s Herbstlaub sich drin spiegelt.
Doch wer in seiner Stube sitzt,
Hält Türen meist verriegelt.

David Damm, 2021

Weiterlesen

Wildnis

Wildnis
Aus Tannen,
Lichtung im Dunkel,
Drei Rehlein äsen friedlich,
Ewigkeit.

David Damm, 2021

Dieses Elfchen entstand im Rahmen der Aktion #ElfchenZumElften von „Dein Poet“ zum Thema Wald.

Taumel

Taumel,
Rutsche ab,
Entgleite von dir.
Umarme mich! Umarme dich!
Entzücken.

David Damm, 2021

Dieses Elfchen entstand im Rahmen der Aktion #ElfchenZumElften von „Dein Poet“ zum Thema Freundschaft.

Morgenröte

Morgenröte,
Ebbe, Flut,
Entfesselten Wind spüren,
Rausch mit allen Sinnen
Erleben.

David Damm, 2021

Dieses Elfchen entstand im Rahmen der Aktion #ElfchenZumElften von „Dein Poet“ zum Thema Meer.

wider / wieder

für wochen gefangen im häuslichen turm
    / zurückgewonnene freiheit entfacht das leben im sturm
nur einsame runden im endlosen regen
    / endlich wieder hinaus ohne masken und regeln
mittags abgespeist mit reis und petersilie
    / sich die ersehnte reise erfüllen zu der familie
mit blassen wangen vor dem spiegel gestanden
    / vom alltag ablassen und in der ferne stranden
in den seilen gehangen vom langen verstecken
    / die aussicht an steilen passagen entdecken
wann den letzten eisbecher im café gegessen
    / wanderschuhe werden zum eisbrecher an alpenpässen
die ewig gleiche sicht übers platte heimatland
    / neue platten beschallen den hungrigen verstand
wie ein fauler wal tagein tagaus in der bude gehockt
    / du hast die wahl und nun wird die welt gerockt

David Damm, 2021

Weiterlesen

Das gebrochene Eis

Sooft wurde ich belächelt,
Ich wäre ein Softie,
Sofort konterte ich
Und lud auf ein Softeis ein.

Dem konnte niemand widerstehen.
Egal ob jung, ob alt, ob groß, ob klein.
Drum lad ich fortan jeden ein,
So feiern wir das Wiedersehen.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Softeis« verfasst.

Weiterlesen

Vogelfrei

Ziwitt, zschhhh, zschhhh,
Pfeilschnell zischt sie vorbei,
Ums Dachgeschoss, durchs Gebüsch,
Die Böschung hinunter und rauf,
Eine weitere Runde um den Dorfteich,
Märkischer Sand stobt auf,
Tsink, tsink, tsink, ziwitt,
Jugendliche hocken in der Bushaltestelle,
Es wird geknerbelt, gezwitschert, zinzeliert,
Wit, wit, ziwitt, ziwitt,
Durchdringendes Geschrei,
Doch eine Schwalbe allein macht
Weder ein Wettrennen noch den Sommer.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Schwalbe« verfasst.

Frei(bad)

Fritzchen sitzt wochentags für viele Stunden
Hinter dem Monitor gänzlich verschwunden,
Statt mit den Freunden gemeinsam zu zocken,
Paukt er die Algebra, staubig und trocken.

Sonnenschein bruzzelt, das Hirn kocht zu Brei,
Homeschooling kennt leider kein hitzefrei,
Umso erfreulicher ist’s nach der Schule,
Das Freibad hat offen und Fritz macht Bambule.

Er schnappt sich das Fahrrad, tritt in die Pedalen,
Braust rasend vorüber an Ausflugslokalen,
Stellt’s Radel am Zaun ab und flitzt zu dem Tor,
Die Schlange ist lang und sie krümmt sich davor.

Ein Zeitfenster hatte sich Fritzchen gebucht,
Ein Testcenter hatte er vorher besucht,
Er zeigt seine Zettel, es sind eins, zwei, drei,
Natürlich hat er auch ein Ticket dabei.

Er sucht sich ein Plätzchen nicht weit von dem Becken,
Die Kumpels kann er in dem Bad nicht entdecken,
Jetzt rollt er das Handtuch im heißen Sand aus,
Jemand schwingt sich vom Zehner und erntet Applaus.

Vergebens sucht Fritzchen im Innern der Tasche,
Er findet nur Flossen und Sonnencremeflasche,
An alles gedacht, nur die Hose vergessen,
Doch davon lässt Fritzchen sich nun nicht mehr stressen.

Mit hurtigen Füßen und mutigem Sprung
Taucht er in das Wasser, es platscht durch den Schwung,
Die Wellen umspielen nach so langer Zeit
Und Fritzchen ist glücklich, ja, endlich befreit.

David Damm, 2021

Am Lagerfeuer

Die Flammen lodern zu den Sternen,
Das Holz, das knistert, kracht und zischt.
Ich kann mich nicht von dir entfernen.
Die Flammern lodern zu den Sternen,
Sie wollen mir das Träumen lernen,
Zu lieben, was bei Tag erlischt.
Die Flammen lodern zu den Sternen,
Das Holz, das knistert, kracht und zischt.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Lagerfeuer« verfasst.

Caipirinha

Caipirinha, ein kleines Bauernmädchen,
Offenbarte ihr bestes Geheimnis: sie nahm
Cachaça, brasilianisches Feuerwasser,
Kaltes Eis, zerstoßen, ganz wundersam
Taumelnde Kristalle von braunem Rohrzucker,
Auf später im Mundwinkel zuckende Limetten,
In ein durchsichtiges Glas mit Strohhalm – heute
Lieblingsgetränk im Sommer in Städten.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Cocktail« verfasst.

Sommerweisheit

Ich quälte mich seit vielen Tagen
Mit merkwürdigen Sinnesfragen,
Wieso, weshalb, warum ist’s so,
Macht Klugheit dumm und Dummheit froh?

Nach ewig langen Grübeleien
Konnt‘ ich mich von der Qual befreien,
Denn als ich in den Spiegel sah,
Entdeckte ich ein Tier im Haar.

Erst unterm Rastermikroskop
Sah ich, wie’s seine Mütze hob:
Es war ein klitzekleiner Floh
Mit einem Hut aus blondem Stroh.

Fortan werd‘ ich auch Hüte tragen,
Dann wird mich nie mehr Juckreiz plagen,
Denn dieser Floh hat’s schlau erkannt,
Ein Hut schützt vor dem Sonnenbrand.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Strohhut« verfasst.

An der Nordseeküste

Ich sitze still am feinen weißen Strand,
Die Wellen kitzeln meine blassen Zehen,
Zwei Möwen landen neben mir im Sand,
Der Wind lässt ihr Geschrei im Nu verwehen.

Das Meer rauscht leise und mit salz’gem Duft,
Drei weiße Wölkchen ziehen rasch nach Norden,
Nur eine löst sich auf in heißer Luft,
Inzwischen ist es abendlich geworden.

Die Kleckerburgen steh’n verlassen da,
Die Gräben werden von der Flut verwaschen,
Die Sonne ist dem Horizont so nah,
Und ich pack meine Badeausflugtaschen.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Kleckerburg« verfasst.

Fußballfieber

Der Biergarten zum Bersten voll,
Die Sonne tief und prall,
Der Schiri pfeift ob Dur, ob Moll,
Schon rollt der flinke Ball.

Millionen Spieler grölen laut
Und schwenken ihre Fahnen,
Trikots in weiß, wohin man schaut,
Sie soll’n den Gegner warnen.

Die Mannschaft ist gut aufgestellt,
Baut’s Spiel ganz ruhig auf,
Als wär es Schach auf grünem Feld,
Doch haben sie’s noch drauf?

Der Ball geht endlos hin und her,
Bald muss jetzt was passieren,
Kaum ist’s gedacht, ist’s Herz mir schwer,
Das kommt vom rumtaktieren.

Der Gegner hat den Ball versenkt,
Der Schuss ging scharf ins Eck,
Der Ärger wird im Bier ertränkt,
Wir putzen alles weg.

Die Menge stöhnt, der Opa ächzt,
Wie konnte das passieren?
Der Stürmer stürmte über rechts
Und niemand konnt‘ parieren.

Für jeden Stern auf uns’rer Brust
Soll’n deutsche Tore fallen,
So wird der Mannschaft erste Frust
Ins fremde Tornetz prallen.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Biergarten« verfasst.

Nichtschwimmer

Als Kind lernte ich schwimmen
In einem Brandenburger See,
Mitten im Wald gelegen,
Mit grobem Kies am Strand.
Die orangefarbenen Schwimmflügel
Wurden so fest aufgepustet
Wie beim Messen des Blutdrucks
Und über die dünnen Ärmchen gestülpt.
Ich fuchtelte mit Armen und Beinen
Auf dem Bauch liegend im Wasser
Und schluckte jede Menge davon.
Eine starke Hand unter dem Bauch stützte
Und hielt mich über der Wasseroberfläche.
Es dauerte eine ganze Weile
Bis die Bewegungen nicht mehr hastig,
Sondern koordiniert und ruhig wurden.
Die Eltern saßen auf dem Badehandtuch,
Sahen zu, wie ich bald alleine übte,
Ganz vorne im flachen Wasser
Und über den Seegrund robbte.
Stolz wie Bolle kam ich heraus,
Mit blauen, zitternden Lippen
Und rotem, zerkratztem Bauch.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Schwimmflügel« verfasst.

Der Patzer

Mein Kumpel namens Matze
Trägt unterm Käppi Glatze,
Sein allerliebster Schatze
Ist seine Schmusekatze.
Am Poolrand sitzt ein Spatze
Und zwitschert ein Geschwatze,
Im Rasen ruht der Matze
Auf seiner Luftmatratze.
Er schnarcht, macht ratze ratze,
Da langweilt sich die Katze,
Nimmt ihr scharfe Tatze,
Und los gehts mit Gekratze.
Mit einem festen Satze,
Erwacht der müde Matze,
Denn seine Luftmatratze
Tat plötzlich laut zerplatzzzzze.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Luftmatratze« verfasst.

Himmelblau

Seit gestern ist der Himmel grau,
Ich wünschte er wär himmelblau,
Doch wär er blau, dann wüsste ich,
Ich kriegte einen Sonnenstich.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Himmelblau« verfasst.