von David Damm
An einem schwülen Sommertag
Will Kalle raus ins Umland fahr‘n
An einen klaren, kühlen See.
Drum lädt er Kind und Kegel ein,
Verstaut auf seinem Dach nen Kahn
Und fährt vergnügt auf die Chaussee.
Die Kinder sind ganz zappelig,
Schrein laut: »Wann sind wir endlich da?«,
Doch Kalle ignoriert das Spiel.
Sybille quatscht ins Telefon,
Und klatscht und tratscht mit Omama,
Indes erreichen sie das Ziel.
Noch fünfzig Meter durch den Wald,
Schleppt Kalle das Gepäck samt Boot
Und ruht sich aus im heißen Sand.
Die Kinder flitzen kreuz und quer,
Sybille sonnt sich puterrot
Auf ihrem Deckenplatz am Strand.
Im Wasser schwimmt nun Kalles Kahn,
Er will hinaus ins Schilf am Moor,
Wo es so still und friedlich ist.
Doch wird die Freude rasch getrübt,
Denn Surren plagt sein linkes Ohr,
Wo er extrem empfindlich ist.
Und dann versetzt‘s ihm einen Stich,
Erst links, dann rechts und überall,
Dass Kalle jault und um sich schlägt.
Das Boot, es wankt und ächzt umher,
Die Mücken bringen ihn zu Fall
Und Kalle wird ins Nass gefegt.
Die Kühlung tut ihm wahrlich gut,
Denn all die Mücken lassen ab,
Doch Kalle schaut nur mürrisch drein.
Ins Boot zurück, das wagt er nicht,
Sonst bringen sie ihn noch ins Grab –
Er schwimmt zurück mit Höllenpein.
Am Strand erwartet ihn die Frau,
Sie schlägt die Hände vors Gesicht:
»Oh Schreck, mein Schatz, was war denn los?«
Mit roten Pusteln übersät
Kratzt Kalle sich im Sonnenlicht
An Armen, Beinen und im Schoß.
Sybille möcht ihm Gutes tun,
Damit die Qualen schnell vergeh‘n
Und reicht ihm Bienenkuchen dar.
Der Kalle seufzt vor Hochgenuss,
Er kann nicht länger widersteh‘n,
Es mundet wie bei Omama.
Der letzte Biss tut höllisch weh,
Dass Kalle brüllt und spuckt wie Pest,
Die Lippe schwellt zum Schlauchboot an.
Sybille sieht‘s mit off‘nem Mund,
Ein Stachel steckt dort tief und fest,
Das Wespentier ist schuld daran.
Mit bloßen Fingern packt sie zu
Und zieht das Projektil heraus,
Ein kleiner Krater bleibt jedoch.
Mit Eis und Zwiebel wird gekühlt,
Der Kalle sieht ganz farblos aus,
Die tauben Lippen zittern noch.
Am Abend als der Mond erstrahlt,
Die Sonne hinterm Wald verglüht,
Steh‘n alle dicht ums Feuer rum.
Sybille mit den Kindern singt,
Und Kalle hat sich eingesprüht
Mit Anti-Mücken-Wespen-Brumm.
Doch plötzlich piekt es ihn erneut
An Füßen, Waden und im Rumpf,
Sogar durch Jeans und Oberhemd.
Der Kalle flucht und tobt und flieht,
Die Bremsen beißen durch den Strumpf,
Er rennt nur, rennt und rennt und rennt.