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Schlagwort: berlin (Seite 1 von 4)

Sonntags

Die Bienen summen durch Wiesen und Klee.
Die Rehe äsen an der Havelchaussee.
Die Hasen hoppeln auf der Jägerallee.
Die Vögel trällern eine Liedchenidee.
Die Hummeln brummen auf ihrer Blüten-Tournee.
Die Eichhörnchen springen durch Wipfel, juchee.
Die Rotfüchse trotten durchs Kudamm-Karree.
Die Wildschweine schwimmen im Teufelssee.
Zusammengefasst als kurzes Resümee:
Nur Menschen verdummen vor dem PC.

David Damm, 2022

Kudamm

Ich steh am Kudamm in Berlin,
Wo Enten durch die Straßen zieh’n,
Der Storch stakst durch den grünen Flor,
Am Zebrastreifen steht davor
Ein Schimmel, mit den Hufen scharrend,
Weil auf der Bahn, nur kurz verharrend,
Die Schnecken schnell vorüber sausen,
Ihr Fahrtwind lässt mein Haar zerzausen.

Und in den Bäumen sitzt sogar
Der eine oder and’re Star,
Die herzlich miteinander plappern,
Der Storch stimmt ein mit lautem Klappern,
Am Baumstamm pocht der bunte Specht
Natürlich auf sein gutes Recht.
Und doch ist’s ungewöhnlich still,
Ach Mist, ich weiß‘: April, April.

David Damm, 2022

Bianca Körner zelebriert im April auf Instagram den Poesiemonat, den National Poetry Month. Jeden Tag stellt sie eine Aufgabe und ich mache mit.
Die 1. Aufgabe lautete: »Schreibe ein Aprilscherzgedicht.«

Berlin

Ein Süchtiger hetzte durchs wilde Berlin,
Er suchte ganz dringend ’ne Schnupfmedizin,
Erst am Bahnhof Zoo
Wurd’s Näschen ihm froh,
Die dreckige Luft roch nach Öl und Benzin.

David Damm, 2022

Auf dem Bahnsteig

Einen Fahrschein muss ich kaufen,
Um mich später auszuweisen,
Denn sonst glaubt die Schaffnerin,
Ich sei unerlaubt auf Reisen,
Doch wenn ich den Zettel habe,
Kann ich’s ihr damit beweisen.

Jetzt muss ich nur hoffen, warten,
Dass auf den verwaisten Gleisen
Bald mein Zug gefahren kommt,
Schnurgerade zieh’n die Schneisen
Durch den dichten Kiefernwald,
Bis zum Horizont liegt Eisen.

Winters Kälte lässt mich frieren,
So muss ich mit den Armen kreisen,
Von einem Bein aufs and’re hüpfen,
Um nicht am Bahnsteig festzueisen,
Die Dunkelheit setzt auch schon ein,
Was würd‘ ich einen Zug lobpreisen.

Allmählich knurrt mein leerer Magen,
Im Rucksack suche ich nach Speisen,
Find einen Keks, den Rest vom Tee,
Und horche auch auf die ganz leisen
Geräusche, die von Ferne dringen,
Doch sind’s in diesem Fall nur Meisen.

Ich spür, wie die Gedanken kreisen,
Auf leerem Bahnsteig, leeren Gleisen,
Mit leerem Magen ohne Speisen,
Ich seh mich schon als alten Greisen,
Als Vogelscheuche für die Meisen.
Ach, könnte ich doch endlich reisen!

Und die Moral von dem Gedicht?
Der Zug kommt pünktlich? Leider nicht.

David Damm, 2021

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Die Himmelsleiter (Himmel über Berlin)

Die Leiter zum Himmel steig ich hinauf,
Erklimme sie Sprosse um Sprosse,
Allmählich verklingen die Rufe der Stadt,
Hier wo man Höhe und Weitblicke hat,
Erzitternd auf dem Dachgeschosse.

Es gurren die Tauben, die Möwe kreischt,
Und unten plätschert die Spree,
Zwei bronzene Spitzen zerteilen die Welt,
Ein Himmel, der fast auseinander fällt,
So wie ich am Abgrunde steh.

Die silberne Kugel dreht sich im Wind,
Ich kann sie ja fast schon berühren,
Gewagt ist der Sprung aufs Kinderkarussell,
Mein Herz pocht laut und rast irre schnell,
Lässt Freiheit und Leben mich spüren.

David Damm, 2020

Falschanzeige

Wenn eine elektronische Anzeige mir anzeigt, dass sie nichts anzeigen kann, dann hat die Anzeige einen Anzeigefehler, denn ich konnte ja auf der Anzeige lesen, dass die Anzeige eigentlich nichts anzeigen sollte, d.h. die Anzeige funktionierte also doch.

Die Litfaßsäule

Fassungslos stand da ein Mann
Vor der Litfaßsäule.
Er starrte die Fassade an,
Fast nur grauer Waschbeton,
Doch mit einem Faserstift
Verfasste jemand ein Gedicht.

David Damm, 2019

Lankwitz

Es gab einen Putzmann in Lankwitz,
Der putzte bis alles ganz blankblitz,
In Spalten und Ecken,
In Staubkornverstecken,
Vergessen hat er nur die Schrankritz‘.

David Damm, 2019

Tete-a-Tete

Ich sitze im Cafe
Am Ufer von der Spree,
Bestelle mir Püree,
Kopfschüttelnd sagt sie: »Nee,
Bei uns gibt’s nur Kaffee,
Ein Kännchen Minzetee,
Rhabarberkirschbaiser, … «

Ich stoppe sie: »Okay,
Ich nehm‘ Cafe au Lait,
Ein Stück von dem Baiser
Mit schön viel Sahneschnee.«

Sie nickt und macht ’nen Dreh,
Es schmerzt in mir, o weh,
Sie steht auf meinem Zeh.
»Oh nein«, sagt sie, »herrje,
Ich schusseliges Reh,
Ich schenk dir ein Baiser« –
Und gibt mir einen Kuss.

David Damm, 2019

Werbepause

An jeder Ecke in Berlin
Tauchen Stadtbojen auf.
Einst Marktplatz für Ereignisse,
Jetzt nur noch Farbklecks
Im Stadtbild.

Den Weg weisend –
An der grünen rechts,
An den roten immer links –
Haben sie nur eine Botschaft:
»Entspann dich, heute keine Werbung!«

David Damm, 2019

Auf dem Weg zur Arbeit fielen mir die roten und grünen Litfaßsäulen auf. Keine Werbung mehr? Irgendwie schön und schön auffällig. Ich musste an der grünen rechts abbiegen, und wo ich links musste, stand eine rote Säule. Sie wiesen mir also tatsächlich den Weg. Schon seit einigen Tagen standen sie so farbig und leer da und schrien nach Aufmerksamkeit. Es juckte mir in den Fingern. Sie wollten nach einem Stift greifen und die riesigen Leinwände mit Urban Sketching verzieren. Das wär doch was: überall Kunst statt Werbung!

Berliner Buchmesse 2018

Vor drei Wochen fand zum fünften Mal die Buch Berlin statt – ein kleines Jubiläum – und ich schaffte es jedes Mal, als Besucher dabei zu sein. Angefangen hat alles in Karlshorst im Audimax an der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Ich weiß nicht mehr, wie ich davon erfahren hatte, aber ich war in der Nähe bei Freunden und wollte im Anschluss der neuen Buchmesse eine Chance geben.

Deutschlands drittgrößte Buchmesse

Viele kleine Verlage und einige Selfpublisher hatten sich in dem Saal versammelt, um ihre Bücher auszustellen und anzubieten. Der Eintrittspreis entsprach eher einer kleinen Spende. Es war alles etwas provisorisch, Lesungen fanden im gleichen Saal auf der Bühne und hinter Bühne statt, nur abgetrennt durch einen Vorhang oder eine Stellwand, was das aufmerksame Zuhören schwierig gestaltete. Dennoch bereitete mir das Schlendern durch die Gänge und das freudige Stimmengewirr viel Spaß. Auf der Buch Berlin kam und kommt man schnell ins Gespräch, kann die Geschichten hinter den Büchern direkt von den Autoren erfahren und man wird wohl oder übel etwas von seinem Geld da lassen, um es gegen mehrere hundert Gramm Buchware einzutauschen.

Die Buch Berlin findet einmal jährlich im Spätherbst statt und hat noch keinen festen Veranstaltungsort gefunden. Nach der Premiere in Karlshorst fand sie einmal im Logenhaus in Wilmersdorf, zweimal im Estrel in Neukölln und jetzt aktuell im MOA in Moabit statt.

Die diesjährige Buchmesse hatte für mich den entscheidenden Vorteil, dass ich sie von Steglitz aus mit der U9 direkt in 15 Minuten erreichen konnte. (Da kann kein Leipzig mithalten und Frankfurt am Main schon gar nicht.)
Am Sonntag besuchte ich die Messe, stieg an der Birkenstraße aus und ging zum Hotel. An einer mehrstöckigen Hauswand beeindruckte mich während des Wartens an der Fußgängerampel ein riesiges Wandgemälde, ein sogenanntes Mural, so dass ich glatt vergessen habe, vom Veranstaltungsgebäude ein Foto zu schießen.
Leider gab es keine Beschilderung, die mir den richtigen Weg wies. Ich versuchte es erst am Seiteneingang, da dort ein Aufsteller positioniert war. Dieser wies aber nur daraufhin, dass Veranstaltungsbesucher nicht diesen Eingang wählen sollten. Also doch mitten durch das Kaufhaus, eine Rolltreppe hinauf fahren und schon war der Empfang sichtbar. Da ich mich zuvor als Blogger registriert hatte, erhielt ich kostenlos ein Armbändchen und den Messekatalog und war nach einer Minute drin. Und da in Kürze eine Lesung beginnen sollte, verschwand ich sofort im Leseraum B. Weiterlesen

Berlin

Die Großmutter fuhr nach Berlin,
Um dort um die Häuser zu zieh’n.
Nun läuft jede Stund‘
Das Telefon rund,
Denn Opa friert vor dem Kamin.

David Damm, 2016

Wolkenraumschiff

Wolkenraumschiff über Berlin

Gestern am frühen Abend hatte es über Berlin Regen und Gewitter gegeben, was sich schon zur Mittagszeit mit seltsam bedrohlichen Wolkenformationen andeutete. Ich war unterwegs, sah in den Himmel und dachte zunächst: wie schön, ein Regenbogen. Mich wunderte nur, dass der so blass war und die Sonne auch gar nicht in meinem Rücken stand. Ich sah genauer hin und stellte fest, dass es sich um einen Ring handelte, der eine Wolke fest umschloss. Und siehe da, links davon, etwas schwächer, gab es weitere Ringe. Faszinierend! Ich schoss ein Beweisfoto und betrachtete das Schauspiel noch einen Augenblick. Meine Phantasie wurde beflügelt und suggerierte mir bald darauf ein schwebendes Raumschiff über Berlin. Das Raumschiff Enterprise!

Möglicherweise handelt es sich hierbei um das Wetterphänomen der Lenticularis-Wolken (Linsen-Wolken). Was mich jedoch irritiert: eine Internetsuche brachte hervor, dass diese in der Nähe von Bergen oder Gebirgen entstehen. Weiß jemand mehr dazu?

Schicke Stricksitze

Die letzten Tage ist es nochmal richtig kalt geworden. Tagsüber um 0 Grad, nachts teilweise -10. Wenn es dann etwas Schnee in Berlin gegeben hätte, hätte es doch noch ein Winter werden können. Stattdessen freuen wir uns schon seit Anfang Januar über blühende Kirschbäume, klingende Schneeglöckchen und leuchtende Winterlinge. Inzwischen stecken die Krokusse ihre farbigen Köpfe hervor und von den Tulpen gucken schon die Spitzen aus der Erde. Zu alledem gab es mehrere Tage hintereinander Sonnenschein, wahrlich eine Freude, aber damit einhergehend auch klare klirrende Nächte.

Wie schön wäre es da, beim Warten auf den Bus, weil der wieder zu spät kommt, auf den Haltestellensitzen im Sonnenschein warten zu können. Bloß sind die so arschkalt, dass man sich beim Setzen sofort den Hintern abfriert. Doch in Steglitz hat sich jemand eine elegante Lösung für dieses Problem überlegt und sofort in die Tat umgesetzt: Stricküberzieher für verschiedene Haltestellensitze der BVG. Und damit ein bisschen mehr Farbe zum monotonen Himmelblau und eintönigen Gelb der Busse hinzu kommt, gibt es die dort sogar in Rot, Dunkelblau und Grau. Grau als Erinnerung an die grauen Wintertage. 😉

Tiergarten

Es saßen zwei Bayern im Tiergarten,
Studierten dort sämtliche Bierarten,
Die süßen und herben,
Die sanften und derben,
Bis sie in dem Krug alle vier paarten.

David Damm, 2017