Eine junge Frau, ihr Name ist Britta, Geht nachmittags in ein Cafe, Verabredet ist sie mit einem Ritter, Vielleicht eine dumme Idee?
Er ist schon da und spielt auf der Zither, Die Rüstung, die rostet und quietscht, Ein trauriger Anblick, kein Glamour und Glitter, Womit hat sie das nur verdient?
Sie bestellt sich Kaffee und Mandelsplitter, Der Anstand gebietet es ihr, Der Kuchen ist trocken, der Kaffee ist bitter, Rasch zahlt sie, es ist kurz nach Vier.
Beim Gehen verfängt sich ihr Absatz im Gitter, Sie schwankt und greift nach dem Tisch, Die Tischdecke fliegt und der Kaffee Melitta Ergießt sich dem Ritter im Schritt.
Es trugen die Herren im Ort Obergimpern Pomade im Haar und gestriegelte Wimpern, Dann schloss der Barbier, Seitdem können hier Die Herren kaum blinzeln noch klimpern.
An einer Holzhütte habe ich mein Pausenlager aufgeschlagen, Auf der ungeschützten Bank sitze ich niedergeschlagen da. In den Tälern und Niederungen beginnt es kräftig zu regnen, Es trifft mich wie ein Faustschlag in die Magengrube. Aus den schwarzgrauen Wolken prasseln die fetten Tropfen hernieder, Hin und wieder ein grelles Zucken – Blitzeinschlag gefolgt von Donner. Niedergekauert drücke ich mich an die Wand, verwünsche den Wettergott, Schon versiegt schlagartig der Wasserfall, Hoffnung keimt in mir auf. Ein Sonnenstrahl fällt nieder auf mein Haupt, in der Ferne ein Regenbogen, Dieses Signal ist ausschlaggebend für meinen neu gefassten Mut: Ein guter Zeitpunkt, mich von meiner Niederlassung zu erheben Und jedem weiteren Niederschlag zum Trotz meine Reise fortzusetzen.
Die göttlichste Schönheit, die Wassernymphe, Entstieg einer Quelle unweit der Sümpfe, Den Schoß bedeckte sie mit nur einem Blatt, Das unter dem Feigenbaum gelegen hat.
Aus dem wildesten Dickicht, nur Sträucher und Stümpfe, Kroch ein Wesen der seltenen Gattung der Schlümpfe, Er reckte und streckte sich wie ein Akrobat, Bis er auf dem Baumstumpf gesessen hat.
»Du bist wunderschön«, sprach der Schlumpf zu der Nymphe, »Doch verzeihe mir, wenn ich die Nase rümpfe. Deine Haut ist so rein und eben und glatt, Doch stinkst du abscheulich nach Knoblauchsalat.«
»Mein lieber Freund, was soll das Geschimpfe? Sind Meckern und Tadeln deine einzigen Trümpfe? Siehst dich unverschämt an meiner Blöße satt, Weißt du nicht, was es heißt, wenn man Anstand hat?«
Daraufhin verschwand für einen Moment die Nymphe, Zog sich ein Fischernetz an und löchrige Strümpfe, »Du hast mich verletzt, du hölzerner Schrat!«, Indes dieser turnte – er übte Spagat.
Augenblicklich besann sich der Waldschrat der Schlümpfe, Und versprach: »Nie wieder will ich dich verunglimpfe!« Er unterstrich seine Absicht mit einer guten Tat, Dann trollte er sich demütig auf dem Uferpfad.
So sieht man des Nachts manchmal Nymphen und Schlümpfe Beim Schwimmen und Tauchen durch Seen und Sümpfe, Und sind sie von dieser Ertüchtigung platt, Stärken sie sich gemeinsam am Knoblauchsalat.
Schneekristalle wirbeln, tänzen, Draußen, wo es stürmt und schneit, Auf den Tannen: Glitzern, Glänzen. Schneekristalle wirbeln, tänzen, Niemand sollt‘ den Winter schwänzen, Seine weiße Herrlichkeit. Schneekristalle wirbeln, tänzen, Draußen, wenn es stürmt und schneit.
Die Straßen und Gassen sind leer und verlassen, Niemand geht raus zum Flanieren. Vom Fenster aus sehe ich Füchse und Rehe, Die Stadt gehört nur noch den Tieren.
Wär ich jetzt am nördlichsten Pole, Säß ich im Hafen auf der einsamen Mole, Unter mir knärzte die faulige Bohle, Überm Iglu wär Rauch schwarzer Kohle, Am Himmel flöge eine traurige Dohle, Neben mir läge eine scharfe Pistole, Ich täte es nur der Menschheit zum Wohle: Nie wieder sprühte ich Aerosole.
Die quirlige Qualle ist in Quarantäne, Doch morgens vorm Frühstück putzt sie sich die Zähne, Und kämmt vor dem Spiegel die wallende Mähne, Ins hübsche Gesicht fällt ihr eine Strähne.
Die quirlige Qualle ist in Quarantäne, Doch sie hatte eigentlich so viele Pläne, Zum Einkauf am Markt mit Sprudelfontäne, Zum Stadtpark, zum Teich, zum Füttern der Schwäne.
Die quirlige Qualle ist in Quarantäne, Doch wäre sie gerne am Fluss, auch alleene, Dort trieben die Bötchen, im Hafen die Kräne, Die drehten sich rastlos und füllten Lastkähne.
Jetzt steht sie am Fenster und kriegt ’ne Migräne, Am Baum klopft ein Specht, es fliegen die Späne, Sie blickt auf die Uhr und verdrückt eine Träne, Zwei Wochen sind um, adieu Quarantäne.
Sie freut sich und jubelt und springt auf die Beene, Die quirlige Qualle war in Quarantäne, Bevor ich’s vergesse und hier nicht erwähne – Die quirlige Qualle war in Quarantäne.
Natur Erwacht allmählich, Blasse, schwache Konturen, Endlich den Schleier lüften, Leben.
David Damm, 2021
Gestern begann der Tag mit Nebel. Der Wetterbeobachtungsturm auf dem Fichtenberg war nur noch ganz schwach zu sehen. Die Sichtweite betrug einen Kilometer. Meteorologisch gesehen spricht man aber erst bei weniger als einem Kilometer von Nebel.
Hier noch ein Verweis zu zwei dazu passenden, älteren Beiträgen: Nebelleben (Palindrom) und Leben im Nebel (Foto).