Grummeln dringt durchs Tor, Elfen schweben zum See, Irrlichter sind auch dabei, Sie tranken vom Cognac, Torkelnd und stolpernd, o weh.
David Damm, 2022
Bianca Körner zelebriert im April auf Instagram den Poesiemonat, den National Poetry Month. Jeden Tag stellt sie eine Aufgabe und ich mache mit. Die 3. Aufgabe lautete: »Schreibe ein Akrostichon.«
Wer jetzt in seiner Stube sitzt, Die Türen fest verriegelt, Den muss man packen, und dann flitzt Man raus geschwind zum nahen See, Wo’s Herbstlaub sich drin spiegelt. Doch wer in seiner Stube sitzt, Hält Türen meist verriegelt.
Als Kind lernte ich schwimmen In einem Brandenburger See, Mitten im Wald gelegen, Mit grobem Kies am Strand. Die orangefarbenen Schwimmflügel Wurden so fest aufgepustet Wie beim Messen des Blutdrucks Und über die dünnen Ärmchen gestülpt. Ich fuchtelte mit Armen und Beinen Auf dem Bauch liegend im Wasser Und schluckte jede Menge davon. Eine starke Hand unter dem Bauch stützte Und hielt mich über der Wasseroberfläche. Es dauerte eine ganze Weile Bis die Bewegungen nicht mehr hastig, Sondern koordiniert und ruhig wurden. Die Eltern saßen auf dem Badehandtuch, Sahen zu, wie ich bald alleine übte, Ganz vorne im flachen Wasser Und über den Seegrund robbte. Stolz wie Bolle kam ich heraus, Mit blauen, zitternden Lippen Und rotem, zerkratztem Bauch.
David Damm, 2021
Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Schwimmflügel« verfasst.
Die göttlichste Schönheit, die Wassernymphe, Entstieg einer Quelle unweit der Sümpfe, Den Schoß bedeckte sie mit nur einem Blatt, Das unter dem Feigenbaum gelegen hat.
Aus dem wildesten Dickicht, nur Sträucher und Stümpfe, Kroch ein Wesen der seltenen Gattung der Schlümpfe, Er reckte und streckte sich wie ein Akrobat, Bis er auf dem Baumstumpf gesessen hat.
»Du bist wunderschön«, sprach der Schlumpf zu der Nymphe, »Doch verzeihe mir, wenn ich die Nase rümpfe. Deine Haut ist so rein und eben und glatt, Doch stinkst du abscheulich nach Knoblauchsalat.«
»Mein lieber Freund, was soll das Geschimpfe? Sind Meckern und Tadeln deine einzigen Trümpfe? Siehst dich unverschämt an meiner Blöße satt, Weißt du nicht, was es heißt, wenn man Anstand hat?«
Daraufhin verschwand für einen Moment die Nymphe, Zog sich ein Fischernetz an und löchrige Strümpfe, »Du hast mich verletzt, du hölzerner Schrat!«, Indes dieser turnte – er übte Spagat.
Augenblicklich besann sich der Waldschrat der Schlümpfe, Und versprach: »Nie wieder will ich dich verunglimpfe!« Er unterstrich seine Absicht mit einer guten Tat, Dann trollte er sich demütig auf dem Uferpfad.
So sieht man des Nachts manchmal Nymphen und Schlümpfe Beim Schwimmen und Tauchen durch Seen und Sümpfe, Und sind sie von dieser Ertüchtigung platt, Stärken sie sich gemeinsam am Knoblauchsalat.
Der Nebeldunst schwebt überm See, Und alle Nymphen schweigen, Am Ufer grast ein scheues Reh. Der Nebeldunst schwebt überm See, Der Wind steht still, bald gibt es Schnee, Kein Blatt hängt an den Zweigen. Der Nebeldunst schwebt überm See, Und alle Nymphen schweigen.
David Damm, 2020
Ein Triolett zum Thema November im Rahmen des Lyrimo (Lyrikmonat).
Die Blässgänse fiepsen,
Ein Motorboot dröhnt,
Die Sonne versinkt hinterm Wald.
Eine Entenfamilie schwimmt über den See,
Sechs Schwäne wie Perlen auf einer Schnur.
Ein goldener Streif geht steil in den Himmel,
Und silbern glänzen die Wolken.
Die Wellen plätschern seicht an die Mole,
Der BVG-Dampfer fährt hupend in den Wannseehafen ein,
Durch die Fenster scheint ungehindert das letzte Licht.
Die Sonne brennt ein schmales Loch durch die Wolken,
Die Sonne – ein feuerrotes Ei.
Der Wind flaut ab,
Ein Segelboot streicht das Segel ein.
Die Bootmasten im Hafen stehen still,
Auf ihren Einsatz wartend wie unbenutzte Bleistifte.
Zweihundert Stare folgen im Zickzack der versunkenen Sonne.
Raben und Möwen ziehen nach Norden,
Die Havel hinauf nach Spandau,
Am Strandbad Wannsee vorbei,
Wo die Strandkörbe dem See ihre Rücken zeigen.