Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Schlagwort: sprache (Seite 3 von 3)

Noteinsatz

Gestern, am Montag Morgen, bin ich auf meinem Weg zur Arbeit auf ein fast schon absonderliches Schild am Straßenrand gestoßen – und das nicht nur, wegen der kreativen Gestaltung. Es handelte sich um ein Parkverbotsschild mit folgendem Wortlaut:

dringende
Baumarbeiten
Astbruchgefahr
Noteinsatz

Nun dauerte der Noteinsatz mindestens zwei Tage bis das Schild wieder verschwunden war. Eine Veränderung am Baumbestand oder am Beschnitt war für mich als Laien nicht erkennbar. Genauso wenig war ersichtlich, dass es vorher eine allzu dringende Astbruchgefahr gegeben hätte. So hätte man doch, wenn diese tatsächlich bestanden hätte, zumindest den oder die Äste sofort absägen müssen, oder den Gehweg sichern und absperren müssen. Beides ist jedoch nicht geschehen. Somit kann es sich wohl kaum um einen Noteinsatz (mit Blaulicht) gehandelt haben. Der Baum-Patient hat die Behandlung aber zum Glück überlebt und die Gefahr wurde scheinbar gebannt.

Blitz-Marathon

Am gestrigen Tag von 6 Uhr morgens bis heute 6 Uhr in der Früh wurde der 1. bundesweite »Blitz-Marathon« in Deutschland durchgeführt. Die Aktion an sich ist zweifelsohne lobenswert, denn jeden Tag verlieren viele Menschen ihr Leben im Straßenverkehr. Nur der Begriff »Blitz-Marathon« ist ungünstig gewählt; suggeriert er einem im ersten Moment, dass es sich um eine Lauf-Veranstaltung handeln würde, so dass man vor dem inneren Auge die Blitzer die Marathondistanz von 42,195 Kilometern flitzen sieht. Und da das Ziel eines Marathons der Erste und Beste zu sein ist, läßt sich nur mutmaßen, ob die Polizisten der einzelnen Bundesländer einen Wettstreit über die meisten geblitzten Raser austrugen.

Statt »Blitz-Marathon« sollte man einfach das Wort verwenden, das es am Besten beschreibt: Geschwindigkeitsmessung bzw. -kontrolle.

Zigeunerschnitzel

Die deutsche Sprache ist eine schwierige Sprache. Viele Begriffe können mehrere Bedeutungen haben und im schlimmsten Fall politisch unkorrekt sein. In Hannover wurde vor kurzem die Diskussion über den diskriminierenden Aspekt der Wörter »Zigeunerschnitzel« und »Zigeunersauce« angestoßen. Die Neue Presse Hannover fragte: Ist jetzt Schluss mit dem »Zigeunerschnitzel«?, und die Süddeutsche berichtet aktuell über die Verbannung des »Zigeunerschnitzels« aus Hannover.

Es hat den Anschein, als würde nach dem »Negerkuss« u.a. auch das »Zigeunerschnitzel« aus dem Sprachschatz verschwinden. Der Duden, das Nachschlagewerk der deutschen Sprache, hält aber weiterhin beide Wörter in seinem Wortschatz bereit, siehe hier und hier.

Offen bleibt die Frage, wie lange es dauern wird, bis sich weitere Bevölkerungsgruppen gegen ihre Verwendung in Speisen wehren werden, allen voran die Wiener wegen des diskriminierenden »Wienerschnitzels«, die »Hamburger« (Fast Food), die »Berliner« (Pfannekuchen), die »Thüringer« (Rostbratwurst).

Nunja, als wenn wir sonst keine Sorgen hätten.