Ich fahre mit der S1 nach Süden. Am S-Bahnhof Schöneberg steigen zwei junge Männer mit Instrumenten zu. Sie unterhalten sich, es klingt sehr bayrisch. Die beiden Musiker werden vermutlich als Teil eines großen Orchesters in den nächsten Tagen ein klassisches Konzert in Berlin geben. Denn der eine trägt einen großen Instrumentenkasten für ein Cello auf dem Rücken, der zweite einen kleinen für eine Geige.
Sie sehen sich nach einem freien Platz um und finden ihn auf einem Dreiersitz parallel zur Fahrtrichtung. Während der erstere noch mit seinem Cello hantiert und dabei an die obere Haltestange stößt, sitzt der zweite längst mit dem zwischen die Beine geklemmten Geigenkasten.
Die S-Bahn fährt in den Bahnhof Friedenau ein. Beide schauen sich irritiert um und stellen fest, dass sie hier schon wieder raus müssen. Die Instrumente werden geschultert und das Reisegepäck nebenher gezogen.
Erst als die beiden draußen auf dem Bahnsteig stehen, fällt mir auf, dass der mit dem kleinen Geigenkasten einen kleinen Rollkoffer mit sich führt, hingegen der andere mit dem dreimal so großen Cellokasten auch eine dreimal so große Reisetasche auf Rollen zieht.
Ich werfe einen letzten Blick auf die Männer, betrachte deren Statur, die sich nicht wesentlich in Größe und Form voneinander unterscheidet und stelle mir die Frage: »Was hat der eine in der riesigen Tasche, was der andere nicht hat?«