Nach einer Woche Wandern auf dem Westweg durch den Schwarzwald sind wir in Basel angekommen. Wir haben zwei Tage Zeit, die Stadt zu besichtigen. Und Basel empfängt uns mit Wohlwollen. Der Himmel strahlt blau, ein kleiner Wind weht durch die Straßen. Wir bewegen uns vom Messeplatz in Richtung Altstadt und stellen mit Freude fest, dass Basel eine entspannte Stadt ist. In der Innenstadt sind kaum Autos zu sehen. Nur Fußgänger, Radfahrer mit ihren Velos und einige Mofas. Wir queren die mittlere Brücke über den Rhein. Weiße Fahnen wehen hier im Wind und zeugen vom gestrigen White Diner auf dem Marktplatz. Am Ende der Brücke biegen wir links ab in den Rheinsprung und ein weißes Plakat mit einem Gedicht steht am Straßenrand.
Ich halte inne und lese vom heute stattfindenden »Tag der Poesie«. Weitere finden sich in der gesamten Altstadt und überraschen immer wieder mit einem neuen Thema. Wir ziehen durch das Archivgässlein, die Martinsgasse und die Augustinergasse und landen auf dem Münsterplatz. Hier zum Fuße des Münsters, dem Wahrzeichen der Stadt, und unter schattigen Bäumen befindet sich das Zentrum des Poesietages. Unzählige Poster mit Gedichten wurden aufgestellt. Es gibt Bücherstände und eine Bühne, auf der Lesungen und Vorträge gehalten werden. Allesamt mit dem Bezug zur Poesie bzw. Lyrik. Wir holen uns jeder ein Stück Kuchen mit Kaffee und lassen uns in der Nähe des Brunnens nieder.
Auf der Mitte des Platzes hat sich eine Menschengruppe versammelt, die handschriftlich niedergeschriebene Gedichte und Wünsche auf Zetteln geschrieben und diese an bunten Luftballons befestigt hat. Mit einem Mal lassen sie die Leinen los und die Botschaften steigen in den Himmel. Irgendjemand schmeißt einen Stapel Blätter in den Wind und sie flattern und verteilen sich wie Flugblätter vor dem Münster-Eingang auf dem Kopfsteinpflaster. Ich eile hinüber, um zu sehen, was auf den Blättern geschrieben steht. Die Leute Bücken sich und sammeln sie wieder ein. Es sind die Gedichte, die auch auf den Plakaten stehen. Ich versuche, einige Seiten zu erhaschen. Eine Schulklasse steht ebenfalls dort und hört dem langweiligen Vortrag des Lehrers über den Münster zu. Die Flugblätter sind eine willkommene Abwechslung, sie scharren mit den Füßen, schieben die Blätter über den Boden und kichern. Nur schade, dass sie jetzt zerknittert sind und ich sie nicht mehr einsammeln kann.
Mehr Infos zum Tag der Poesie in Basel gibt es unter www.tagderpoesie.ch.